Sonntag, 29. September 2019

Über 1000 Inseln bis zum Kürbisinferno

Der Tag begann sehr früh, da um 10 Uhr unsere Bootstour in den 1000 Islands beginnen sollte. Wir hatten uns im Vorfeld für die große 5 Stunden Tour, inkl. kurzem Aufenthalt auf der Insel der Herzen um das Boldt Castle zu besichtigen, entschieden . Strahlender Sonnenschein war der perfekte Reisebegleiter und so nahmen wir auf dem Oberdeck Platz. Nach einiger Zeit offenbarte der St. Lorenz Strom seine raue Seite und der Wind trieb uns dann unter Deck. Auf ca. der Hälfte der Strecke erreichten wir unseren Zwischenstopp. Zur Besichtigung des Schlosses mussten wir uns aber erst einmal ein Visum holen, denn die Insel liegt bereits in den USA. Man sollte meinen, dass ein zweistündiger Aufenthalt auf einer Insel, von der man nicht runter kommt, einfach zu bewerkstelligen ist. Nö, wir mussten die gesamte Prozedur über uns ergehen lassen, incl. Fingerabdrücke. Dafür hat sie uns aber auch gleich bestätigt, dass wir wieder ausgereist sind. Nachdem dies erledigt war, begann der Spaß. Und den hatten wir wirklich. Ein deutschstämmiger Einwanderer hatte sich Ende des 19. Jahrhunderts zum erfolgreichsten Hotelier der USA hochgearbeitet und sich in diese kleine Insel verliebt. Hier wollte er nach Vorbild der Schlösser am Rhein, seiner Liebsten ein Anwesen als Valentinstagsgeschenk bauen. Leider ist seine Frau während der Bauzeit verstorben und in seiner Trauer hat er das Schloss nicht vollendet und auch die Insel nie wieder betreten. Jahrzehnte war der Rohbau dem Verfall preisgegeben, eh man sich Ende der 70iger entschied, es zu sanieren, fertig zu stellen und zur Besichtigung freizugeben. Die unteren Etagen sind bereits fertig, für die oberen wird man noch einige Dekaden benötigen. Beim Erkunden des Schlosses stießen wir immer wieder auf Gänge zu Tunneln, die zu Aussenanwesen führten. Wie dem großzügigen Poolbereich zum Beispiel oder dem Spielhaus für die Kinder. Gerade hier kamen wir aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. Bei der Planung kannte die Fantasie des Schlossherren offenbar keine Grenze. Kegelbahn, Brettspiele, Laufräder… für alles gab es großzügige Räume. Völlig durchgeknallt und sehr faszinierend.
Dieses Schloss nach seinen Plänen komplett entstehen zu lassen wird noch einiges an Jahrzehnten dauern. Aber es ist ein wunderbar kitschiger Ort für einen kleinen Ausflug. Die Route zurück führte uns durch einen anderen Teil der 1000 Islands und nach 5 Stunden waren wir wieder im Hafen. Hier bummelten wir noch etwas herum, durchstöberten den Shop und dann ging es zurück nach Kingston.

Uns allen hing der Magen bereits in den Kniekehlen, also legten wir einen Stopp in einem Burgerladen ein, eh es zu unserem zweiten Hockeyspiel ging.
Diesmal stand ein Spiel der Ontario Hockey League auf dem Plan. Die Kingston Frontenacs gegen die Ottawa 67s. Das Spiel hatte nicht sehr viele Zuschauer angelockt, aber diese waren dafür sehr fachkundig und mit Leidenschaft dabei. Auf dem Eis ging es gut zur Sache, ein deutscher Schiedsrichter wäre aus dem Pfeiffen gar nicht mehr rausgekommen. Und das Entertainment-Programm rundherum hat so getan, als wären es NHL.
Nach 60 Minuten stand es 2:2, aber nach bereits 17 Sekunden der Verlängerung entschieden die Gäste das Spiel für sich. Auch hier gab es am Rande wieder nette Gespräche mit Einheimischen. Da wir natürlich Eisbärentrikots anhatten, löste das bei einigen Neugier aus und Susanne führte das ein oder andere sehr nette Gespräch über Eishockey, Berlin, Deutschland, Weihnachtsmärkte und natürlich Glühwein.

Wieder in unserem Ferienhaus angekommen ließen wir den Abend bei einem guten Tropfen Wein von Wayne Gretzky‘s Weingut ausklingen.
Es ergab sich bei einer kleinen Googlesuche nach diesem Weingut, dass es in Niagara on the Lake liegt. Ein kleiner schnuckeliger Ort, dem wir ja eh einen kleinen Besuch abstatten wollten. Momentan sieht es so aus, als wenn wir auch den Abstecher zum Weingut machen. Liegt ja auf dem Weg…. 

Für den heutigen Tag war ursprünglich ein Besuch in Kanadas ehemals größtem Gefängnis geplant. Leider hatten wir die Ticketsituation etwas aus dem Blick verloren und so war die 11 Uhr Führung ausgebucht. Kurz umgeplant, entschieden wir uns dann für einen Besuch des Adidas Outlets. Im Endeffekt war der Besuch dort für eine Dame nicht ganz so günstig, die beiden anderen ergatterten Schnäppchen.
Kingston beherbergt eine kleine Original Hockey Hall of Fame, deren Besuch den Abschluss unseres Aufenthaltes in Kingston bildete. Was wir nicht ahnten war, dass diese kleine, aber feine Ausstellung sich im Invista Center, einem Trainingskomplex mit vier Eishockeyflächen und jede Menge Fitnessräumen befand. Auf jeder Eisfläche fanden gerade Spiele des zahlreichen Nachwuchses statt. Jungs, wie Mädels. Wir waren etwas geflashed, aber in Kanada verbringen die Eltern ihre Wochenenden eben nicht auf dem Fußballplatz, sondern in der Eishalle. Die Ausstellung entpuppte sich als klein, aber sehr fein. So findet sich dort zum Beispiel das erste NHL-Trikot von Wayne Gretzky aus Edmonton. Auch der älteste Puck der Welt (noch viereckig), wird hier gut gesichert ausgestellt. Der Abstecher hatte sich wirklich gelohnt. 

Aber dann hieß es Abschied nehmen von Kingston. Wir blieben der Landstraße treu und arbeiteten uns langsam in Richtung Morrisburg weiter. Leider schüttete es zwischendurch heftig, was insofern schade war, als dass wir von dem unglaublich schönen Weg am St. Lorenz Strom entlang nicht ganz so viel hatten. Und wir hatten Angst um unser Abendprogramm, was eine Freiluftveranstaltung war. Unsere Übernachtung für diese Nacht entpuppte sich als Zimmer direkt im Haus unserer Gastgeber. Nicht gerade unser Optimum, aber die beiden sind zuckersüß, das Haus ein Hammer und für eine Nacht hat das auch mal was. 
Zum Glück besserte sich das Wetter, als wir schließlich zum Upper Canada Village aufbrachen, wo das Pumpkinferno auf uns wartete. Gut, in Nordamerika übertreibt man gerne mal, aber was die da aufgeboten haben, hat uns doch ziemlich umgehauen. Nach verschiedenen Themen sortiert gab es Figuren, ganze Landschaften und kleine Szenen - alles aus Kürbissen geschnitzt und beleuchtet. Unfassbar! Dinosaurier, Märchenlandschaften, Unterwasserwelten - und als sie uns dann auch noch Eisbären und Eishockeyspieler präsentierten, war es endgültig um uns geschehen. Es war aufgrund technischer Probleme unglaublich schwierig, im Vorfeld die Tickets zu bekommen und wir sind wirklich froh, dass das geklappt hat. Da hätten wir wirklich was sehenswertes verpasst - ein großer Dank an unsere Pumpkinqueen Andrea, die es entdeckt hat!
Morgen geht es weiter nach Montréal - dann beginnt der Wahnsinn der Städte, die uns garantiert auf Trab halten werden.

Freitag, 27. September 2019

24 Stunden Kanada und viele Erkenntnisse

Nach einem ruhigen Flug haben wir gestern gegen 11.45 Uhr Ortszeit kanadischen Boden betreten. Die Einreise war das entspannteste, was die Weltenbummlerin Susanne je erlebt hat. Nachdem wir an einem Automaten einige Fragen beantwortet haben, wollte der Grenzbeamte nur noch wissen, was wir denn während unseres Aufenthaltes in Kanada vor haben. Nach der Antwort: „Wir machen eine Rundreise.“, wünschte er uns viel Spaß und mahnte uns vorsichtig zu fahren - zack waren wir drin.

Die nächste Herausforderung wartete an der Ticketmaschine für die öffentlichen Verkehrsmittel und das war schwieriger als die Einreise! Welches Ticket brauchen wir? Wieso klappt das mit der Kreditkarte nicht? Doch schließlich haben wir gewonnen, die Tickets gezogen, den Bus gefunden und waren schließlich auf dem Weg nach Toronto. Als Susanne dann auch noch zwischendrin geklärt hatte, dass das Ticket wirklich für die ganze Fahrt gilt, konnten wir beruhigt bis zu unserem Hotel fahren. Es gab nur einen kurzen Zwischenstopp, inklusive unserem ersten kanadischen Cider, dann haben wir uns auch schon wieder auf den Weg gemacht, denn Abends stand ja Eishockey auf dem Programm. Auf dem Weg zur Halle haben wir noch einen Abstecher zum kanadischen Walk of Fame gemacht, in dem nicht nur Schauspieler geehrt werden, sondern u.a  auch erfolgreiche Sportler, darunter natürlich viele Eishockeyspieler. Je näher wir der Scotiabank Arena kamen, desto größer würde die Dichte an Hockey Trikots der Leafs und der Habs, aber offenbar hatten auch die Jays an dem Abend ein Baseballspiel, davon haben wir nämlich auch jede Menge Fans gesehen. Die Halle ist extrem zentral gelegen, aber so eingebaut, dass man wirklich wissen muss, wo man hin will. Oder man folgt einfach den vielen Trikots. Für ein Vorbereitungsspiel war verdammt viel los, am Einlaß war schon frühzeitig eine Schlange, als würde es darauf ankommen, als erster drinnen zu sein, um gute Plätze zu bekommen. In der Arena merkt man, wie wichtig Essen und Trinken in der NHL sind. Es gibt unzählige unterschiedliche Stände, die reichlich belagert wurden. Und bei den Preisen (13 Dollar für ein Bier, 20 für zwei Stück Pizza mit Softdrink) fragt man sich, wie viel Geld der ein oder andere an so einem Abend in der Halle ausgibt. Wir haben jedenfalls dankend verzichtet, Susanne hat stattdessen lieber Geld für Leafs-Merch ausgegeben. Gab aber ja auch 30% Rabatt auf alles, außer Tier… ach nein, Trikots. Leider! Als wir auf unsere Plätze kamen, lief das Warm-up noch und zu unserer Freude  war kein B-Team auf dem Eis, sondern alle Stars, die Toronto so zu bieten hat. Nachdem der Orgelspieler und der DJ vorgestellt waren und das übliche Entertainmentprogramm vor so einem Spiel erledigt war, durfte dann auch endlich das Team aufs Eis. Das kanadische Publikum sang inbrünstig die Nationalhymne mit und nachdem eine große kanadische und die Leafsflagge durchs Rund wanderte, ging es endlich los. Die Leafs waren von der ersten Sekunde an deutlich besser im Spiel und so dauerte es auch nicht lang, bis wir das erste Mal das Horn hören durften. So ging es auch munter weiter und die Leafs haben 3:0 gewonnen. Die Pausen haben wir genutzt, um die Halle komplett zu erkunden. Interessant zu sehen, aber wirklich ein bisschen eine andere Welt. Für Andrea und Susanne war allerdings der Vergleich zu den amerikanischen NHL-Spielen interessant. Das Rahmenprogramm ist das gleiche, und das Publikum ist genauso schmerzfrei, sobald die Kamera auf sie gerichtet ist. Aber es wird schon deutlich, dass man hier einfach extrem viel Ahnung von dem Sport hat. 
Da uns die Preise in der Arena ja zu hoch waren, gingen wir nach dem Spiel auf die  Suche nach etwas Essbarem. Leider hatte die Küche bei Tim Hortons zu unserem Entsetzen schon zu, doch schließlich fanden wir die Filiale einer kanadischen Pizzakette und kriegten so noch etwas in den Magen. 

Die Nacht war insgesamt etwas unruhig , wie immer wenn man lange über der Zeit wach war und dann noch die Zeitverschiebung dazu kommt. Dennoch wachten wir heute morgen halbwegs erholt auf. Wir hatten zwar kein Frühstück gebucht, aber es gab für uns trotzdem leckeren Kaffee und Toast mit Marmelade und Erdnussbutter. So gestärkt machten Heike und Susanne sich auf dem Weg, um den Mietwagen abzuholen. Versteckt in einem Hochhaus in der Innenstadt, brauchten sie zweimal Hilfe eines freundlichen Einheimischen, doch schließlich nahmen sie ein Auto in Empfang, das um einiges größer als erwartet war. Nach kurzer Einweisung hieß es also rein ins Abenteuer Verkehr in Toronto. Heike übernahm das Fahren, Susanne die Navigation und Andrea die Kommentare von den billigen Plätzen zwischen den Koffern. Denn trotz der Größe des Autos musste ein Koffer neben ihr Platz nehmen. Und da das Gepäck nicht weniger wird, bauen wir sie langsam ein. Mal sehen ob sie am Ende noch zu sehen ist. Ach ja… ein unerwünschtes Souvenir haben wir auch noch mitgenommen. Ganz ehrlich, die Lady vom Ordnungsamt muss uns wirklich aufgelauert haben, denn für 5 Minuten falschparken hat sie uns gleich mal 50 Dollar aufgebrummt - die muss gewusst haben, dass wir Touris sind. Gut, verbuchen wir es unter Lehrgeld. Den ersten Teil der Strecke nach Kingston haben wir auf dem Highway zurück gelegt. Permanent von Trucks umringt zu sein, ist dann doch sehr anstrengend, zumal man in Kanada links und rechts überholen darf und das gilt eben auch für die großen Brummer.

Wir wussten von Freunden, dass auf dem Weg „The Big Apple“ liegt, sowas wie Karls Erlebnishof, nur mit Äpfeln. Willkommener Stopp für eine Pause. Nachdem wir uns das reichhaltige Angebot an Süßigkeiten und Gedöns angeguckt und auch ein bisschen was geshoppt haben, gab es Kaffee und Apfelgebäck. Wieder draußen überraschte uns das Wetter mit einem Gewitter, was uns auf dem weiteren Weg auch ein wenig begleitet hat. Wir hatten uns dennoch für die Weiterfahrt auf der Landstraße entschieden. Es ist nicht nur entspannter, man sieht auch mehr vom Land und lernt viel mehr über die Verkehrsregeln, die sich hier durchaus in einigen Punkten von unseren unterscheiden. Unsere erste Ferienwohnung in Kingston entpuppte sich als kleines Häuschen etwas abseits vom Trubel. Zwei Tage lässt es sich hier durchaus aushalten. Zum wiederholten Male stellten wir fest, dass Kanadier unglaublich hilfsbereit und freundlich sind. Kaum steht man suchend in der Gegend herum, kommt auch schon jemand, der einem Hilfe anbietet. Ein Träumchen.
Im Supermarkt mussten wir uns natürlich erstmal ausgiebig das Angebot angucken, Supermärkte in anderen Ländern sind einfach immer spannend. Nachdem wir auch noch einen Liquor Store unsicher gemacht haben, um uns eine Übersicht über die angebotenen alkoholischen Getränke und vor allem Preise zu verschaffen, ging es zurück zur Ferienwohnung. Heike nahm den Kampf mit dem Backofen auf. Wer kann aber auch ahnen, dass die Kanadier ausgerechnet bei Temperaturen auf das angloamerikanische System setzen. Oder zumindest der Ofen hier - und zwischen Celsius und Fahrenheit besteht dann doch ein kleiner Unterschied. ;-) aber ca. 30 Minuten und mehrere Temperaturversuche später, hatten wir unsere Pizza, im Fernsehen lief Battle of the Blades und dazu gab es leckeren Cider von „The Big Apple“. Morgen erwartet uns ein voller Tag, insofern war so ein ruhiger Abend genau das richtige. Bleibt dran, bald gibt es Nachschub.