Der Tag begann sehr früh, da um 10 Uhr unsere Bootstour in den 1000 Islands beginnen sollte. Wir hatten uns im Vorfeld für die große 5 Stunden Tour, inkl. kurzem Aufenthalt auf der Insel der Herzen um das Boldt Castle zu besichtigen, entschieden . Strahlender Sonnenschein war der perfekte Reisebegleiter und so nahmen wir auf dem Oberdeck Platz. Nach einiger Zeit offenbarte der St. Lorenz Strom seine raue Seite und der Wind trieb uns dann unter Deck. Auf ca. der Hälfte der Strecke erreichten wir unseren Zwischenstopp. Zur Besichtigung des Schlosses mussten wir uns aber erst einmal ein Visum holen, denn die Insel liegt bereits in den USA. Man sollte meinen, dass ein zweistündiger Aufenthalt auf einer Insel, von der man nicht runter kommt, einfach zu bewerkstelligen ist. Nö, wir mussten die gesamte Prozedur über uns ergehen lassen, incl. Fingerabdrücke. Dafür hat sie uns aber auch gleich bestätigt, dass wir wieder ausgereist sind. Nachdem dies erledigt war, begann der Spaß. Und den hatten wir wirklich. Ein deutschstämmiger Einwanderer hatte sich Ende des 19. Jahrhunderts zum erfolgreichsten Hotelier der USA hochgearbeitet und sich in diese kleine Insel verliebt. Hier wollte er nach Vorbild der Schlösser am Rhein, seiner Liebsten ein Anwesen als Valentinstagsgeschenk bauen. Leider ist seine Frau während der Bauzeit verstorben und in seiner Trauer hat er das Schloss nicht vollendet und auch die Insel nie wieder betreten. Jahrzehnte war der Rohbau dem Verfall preisgegeben, eh man sich Ende der 70iger entschied, es zu sanieren, fertig zu stellen und zur Besichtigung freizugeben. Die unteren Etagen sind bereits fertig, für die oberen wird man noch einige Dekaden benötigen. Beim Erkunden des Schlosses stießen wir immer wieder auf Gänge zu Tunneln, die zu Aussenanwesen führten. Wie dem großzügigen Poolbereich zum Beispiel oder dem Spielhaus für die Kinder. Gerade hier kamen wir aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. Bei der Planung kannte die Fantasie des Schlossherren offenbar keine Grenze. Kegelbahn, Brettspiele, Laufräder… für alles gab es großzügige Räume. Völlig durchgeknallt und sehr faszinierend.
Dieses Schloss nach seinen Plänen komplett entstehen zu lassen wird noch einiges an Jahrzehnten dauern. Aber es ist ein wunderbar kitschiger Ort für einen kleinen Ausflug. Die Route zurück führte uns durch einen anderen Teil der 1000 Islands und nach 5 Stunden waren wir wieder im Hafen. Hier bummelten wir noch etwas herum, durchstöberten den Shop und dann ging es zurück nach Kingston.
Uns allen hing der Magen bereits in den Kniekehlen, also legten wir einen Stopp in einem Burgerladen ein, eh es zu unserem zweiten Hockeyspiel ging.
Diesmal stand ein Spiel der Ontario Hockey League auf dem Plan. Die Kingston Frontenacs gegen die Ottawa 67s. Das Spiel hatte nicht sehr viele Zuschauer angelockt, aber diese waren dafür sehr fachkundig und mit Leidenschaft dabei. Auf dem Eis ging es gut zur Sache, ein deutscher Schiedsrichter wäre aus dem Pfeiffen gar nicht mehr rausgekommen. Und das Entertainment-Programm rundherum hat so getan, als wären es NHL.
Nach 60 Minuten stand es 2:2, aber nach bereits 17 Sekunden der Verlängerung entschieden die Gäste das Spiel für sich. Auch hier gab es am Rande wieder nette Gespräche mit Einheimischen. Da wir natürlich Eisbärentrikots anhatten, löste das bei einigen Neugier aus und Susanne führte das ein oder andere sehr nette Gespräch über Eishockey, Berlin, Deutschland, Weihnachtsmärkte und natürlich Glühwein.
Wieder in unserem Ferienhaus angekommen ließen wir den Abend bei einem guten Tropfen Wein von Wayne Gretzky‘s Weingut ausklingen.
Es ergab sich bei einer kleinen Googlesuche nach diesem Weingut, dass es in Niagara on the Lake liegt. Ein kleiner schnuckeliger Ort, dem wir ja eh einen kleinen Besuch abstatten wollten. Momentan sieht es so aus, als wenn wir auch den Abstecher zum Weingut machen. Liegt ja auf dem Weg….
Für den heutigen Tag war ursprünglich ein Besuch in Kanadas ehemals größtem Gefängnis geplant. Leider hatten wir die Ticketsituation etwas aus dem Blick verloren und so war die 11 Uhr Führung ausgebucht. Kurz umgeplant, entschieden wir uns dann für einen Besuch des Adidas Outlets. Im Endeffekt war der Besuch dort für eine Dame nicht ganz so günstig, die beiden anderen ergatterten Schnäppchen.
Kingston beherbergt eine kleine Original Hockey Hall of Fame, deren Besuch den Abschluss unseres Aufenthaltes in Kingston bildete. Was wir nicht ahnten war, dass diese kleine, aber feine Ausstellung sich im Invista Center, einem Trainingskomplex mit vier Eishockeyflächen und jede Menge Fitnessräumen befand. Auf jeder Eisfläche fanden gerade Spiele des zahlreichen Nachwuchses statt. Jungs, wie Mädels. Wir waren etwas geflashed, aber in Kanada verbringen die Eltern ihre Wochenenden eben nicht auf dem Fußballplatz, sondern in der Eishalle. Die Ausstellung entpuppte sich als klein, aber sehr fein. So findet sich dort zum Beispiel das erste NHL-Trikot von Wayne Gretzky aus Edmonton. Auch der älteste Puck der Welt (noch viereckig), wird hier gut gesichert ausgestellt. Der Abstecher hatte sich wirklich gelohnt.
Aber dann hieß es Abschied nehmen von Kingston. Wir blieben der Landstraße treu und arbeiteten uns langsam in Richtung Morrisburg weiter. Leider schüttete es zwischendurch heftig, was insofern schade war, als dass wir von dem unglaublich schönen Weg am St. Lorenz Strom entlang nicht ganz so viel hatten. Und wir hatten Angst um unser Abendprogramm, was eine Freiluftveranstaltung war. Unsere Übernachtung für diese Nacht entpuppte sich als Zimmer direkt im Haus unserer Gastgeber. Nicht gerade unser Optimum, aber die beiden sind zuckersüß, das Haus ein Hammer und für eine Nacht hat das auch mal was.
Zum Glück besserte sich das Wetter, als wir schließlich zum Upper Canada Village aufbrachen, wo das Pumpkinferno auf uns wartete. Gut, in Nordamerika übertreibt man gerne mal, aber was die da aufgeboten haben, hat uns doch ziemlich umgehauen. Nach verschiedenen Themen sortiert gab es Figuren, ganze Landschaften und kleine Szenen - alles aus Kürbissen geschnitzt und beleuchtet. Unfassbar! Dinosaurier, Märchenlandschaften, Unterwasserwelten - und als sie uns dann auch noch Eisbären und Eishockeyspieler präsentierten, war es endgültig um uns geschehen. Es war aufgrund technischer Probleme unglaublich schwierig, im Vorfeld die Tickets zu bekommen und wir sind wirklich froh, dass das geklappt hat. Da hätten wir wirklich was sehenswertes verpasst - ein großer Dank an unsere Pumpkinqueen Andrea, die es entdeckt hat!
Morgen geht es weiter nach Montréal - dann beginnt der Wahnsinn der Städte, die uns garantiert auf Trab halten werden.