Dienstag, 12. September 2017

Wir kaufen die Schaufenster leer

Der Sonntag stand ganz im Zeichen Ihrer Majestät, der Queen. Diese treibt sich in Schottland rum, also darf das Fußvolk ein wenig in ihrem Palast umherwandern. Tickets hatten wir bereits Monate vorher gebucht und so machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg. Leider hatten wir in unserer ansonsten eigentlich perfekten Planung nicht auf dem Schirm, dass um 11 Uhr der Wachwechsel vorm Buckimgham Palast stattfindet. Menschen und Absperrungen soweit das Auge reicht und wir mussten zum Eingang natürlich einmal um den Palast rum. Und das seeehr weiträumig. Für 12 Uhr hatten wir Tickets gebucht und als braver Deutscher hat man ja Pünktlichkeit im Blut, wir jedenfalls, und so waren wir trotzdem bereits ne halbe Stunde vorher am Einlass. Viel zu früh, denn man kam natürlich erst um 12 rein.
Drinnen stand erneut warten am Securitycheck an. Aber dann ging es endlich rein. Ist schon ein kleines Schmuckstück, was sie da mitten in der
Stadt stehen haben. Die Räumlichkeiten sind natürlich sehr pompös, aber dennoch nicht erschlagend. Und man merkte ihnen auch an, dass sie genutzt werden. Sie wirkten nicht steril und wir hätten uns nicht gewundert, wenn gleich einer der Corgis um die Ecke gebogen wär.
Mit Hilfe eines Audioguides wurden wir durch 16 Staterooms und die Gemäldegalerie geführt. In jedem Jahr gibt es zudem in den Räumen noch eine Sonderausstellung.  In diesem Jahr waren es Geschenke, die die Queen im Laufe der Jahre aus aller Welt erhalten hat. Die Kleider der Queen im vergangenen Jahr wäre mehr unser Fall gewesen, aber nun gut. Manches war davon ja auch sehenswert. Irgendwie muss das den Verantwortlichen immer Schweißperlen auf die Stirn treiben, wenn sie überlegen, was man wohl der Queen schenken könnte. Auf Pferde in allen Varianten (auch in echt) kam jedenfalls nicht nur einer. Offenbar kann man die Queen aber außerordentlich mit ungewöhnlichen Ideen erfreuen. So gab es ein Foto, dass davon zeugt, wie spaßig sie es fand, zu den Commenwealth Spielen 2014 eine Akkreditierung mit Paßbild zu bekommen. She was very amused!

Am Ende des Rundgangs fanden wir uns in dem Teil des Gartens wieder, der auch für die Garden Parties genutzt wird. Für einen Kaffee im Garten war es allerdings zu windig. Wir haben uns lieber in den temporären Merchladen verkrümelt. Königliche Souvenirläden haben wir ja in den diversen Londoner Schlösser bereits hinlänglich besucht, aber jeder ist individuell und vorallem ändert sich auch das Sortiment immer. Waren wir vor zwei Jahren im Kensingtonpalast noch ganz entzückt, dass es Pins von den königlichen Corgis gab, haben diese nun eine eigene Merchlinie. Inclusive Krimskrams für den eigenen Vierbeiner. Merch können se!

Runter von dem Gelände kamen wir schließlich am völlig anderen Ende und nicht ansatzweise da, wo wir vermutet hätten. Susanne jammerte auf dem 10minütigen Spaziergang durch den royalen Park immer, dass wir nun am gaaaanz falschen Ende rauskommen. Andrea jedoch hatte ihre helle Freude an den kleinen Seen und vielen Bäumen und genoss jede Minute des Weges. Wieder auf der Straße stellten wir fest, dass wir genau an der richtigen Stelle standen, um weiter zum Hard Rock Café zu bummeln.
Genauer gesagt wollten wir natürlich nur in den Shop. Ein Shirt, welches Andrea unbedingt haben wollte, war nicht mehr im Sortiment. Naja, als Entschädigung musste dann halt was anderes in die Einkaufstüte.
Nach stundenlangem Umherlaufen war es nun dringend Zeit für eine Pause.
Leichter gesagt, als getan. Ins Hard Rock Café wollten wir nicht, aber mit Cafés sieht es in der Ecke eher mau aus. Also liefen wir in Richtung Picadilly Circus. Schmerzende Füße und Koffeinmangel wurden immer stärker. Irgendwann saßen wir dann endlich und hatten Kaffee vor der Nase.
Der Plan sah vor, dass wir anschließend ins Fortnum & Mason Kaufhaus gehen. Hoflieferant und somit wollte hauptsächlich Andrea da unbedingt rein. Leider war die Pause nicht lang genug. Die Füße schmerzten so doll, dass Andrea keine Lust mehr hatte. Auch wenn das Objekt der Begierde so nah war. Irgendwie werden wir nicht jünger. Manche Dinge gehen nicht mehr so wie vor ein paar Jahren. Kommt dann halt auf die Liste für die nächsten Male. Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel waren wir vorrangig auf der Suche nach einem Getränk und später auch Essen. Die Pubs bei uns um die Ecke waren wegen Überfüllung geschlossen, doch Google Maps verriet uns, dass es da noch was gab. Wieder eine Ecke, in der wir in unserer Nachbarschaft noch nicht waren. Ein netter Pub und gleich noch zwei Resaurants entdeckt, die auch auf die Liste kommen.

Wieder im Hotel widmeten wir uns dem unangenehmen Teil des Koffer packens. Am nächsten Morgen noch schnell den Rest verstaut, das Gepäck in der Lobby abgestellt und auf ging es in den letzten Tag. Als erstes stand das Sherlock Holmes Museum auf unserer Liste und zum Glück waren wir sehr früh dran, denn das Haus in der Baker Street ist klein und das Interesse groß. Zurecht, denn die Ausstellung ist wirklich schön gemacht und sehr unterhaltsam. Tickets musste man übrigens im Museumsshop kaufen und Susanne kam aus dem ganz aufgeregt wieder raus. Natürlich haben wir uns den nach der Tour nochmal ganz in Ruhe angeguckt und Susanne verließ ihn mit zufriedenem Grinsen und einem Beutel voller Beute. Um dies zu erreichen, schreckte sie nicht mal davor zurück, arme Angestellte in die Schaufenster zu scheuchen, weil das Objekt der Begierde nur noch dort vorhanden war.
Das mit dem Schaufenster hatte super funktioniert, also hat sie das ein Haus weiter bei einem tollen Buchladen gleich nochmal probiert. Auch hier mit Erfolg, endlich hat sie einen Royal Guard, der dem Entenhaufen im Badezimmer Zucht und Ordnung beibringen wird.
Wieder kamen wir nur wenige Häuser weiter, denn der Kaffeedurst packte uns und wir kehrten im nächst besten Café ein. Ein Glücksgriff, wie sich rausstellte, als Susanne vorsichtig nach Prosecco fragte. Zwei Gläser für sieben Pfund. Findet man sehr selten in London. Das Schild mit dem Angebot holten sie übrigens von der Straße, nachdem wir die zweite Runde bestellt hatten.

Aber wir hatten ja noch ein bisschen was vor und beschwingt machten wir uns auf den Weg nach Camden Town. Das übliche Gucken nach Docs und eigentlich stand auch noch der Besuch der zwei Gothic Läden auf der Liste. Die gibt es allerdings nicht mehr und auch insgesamt hat sich die Ecke ziemlich verändert. Gefühlt bieten alle Läden mittlerweile das Gleiche an, sehr Mainstream. Jedenfalls auf der Camden Street. Mag sein, dass das in den Staples noch anders aussieht, aber für die hatten wir diesemal nun wahrlich keine Zeit. Aber gut, ein paar Docs und eine Tasche wechselten den Besitzer. Immerhin etwas.

Noch schnell was gegessen, Koffer geholt und dann ging es nach Heathrow. Bei Ankunft sahen wir schon, dass einige Flüge gestrichen waren, auch Teilflüge von unsere Maschine. Aber unsere Flugnummer stand noch dran. Während der Zigarette vor der Tür kam dann allerdings die SMS, dass unser Flug gestrichen wurde und wir auf morgen Mittag umgebucht wurden. Das dann allerdings ab London City Airport. Also mussten wir uns in einer riesigen Schlange anstellen, um zu erfahren, wie es weiter geht. Jetzt sitzen wir in einem dieser Schlafbunker direkt am Flughafen, hören anderen Maschinen beim Starten zu und fragen uns immer noch, welches Wetter angeblich dafür gesorgt hat, dass unsere und einige andere Maschinen nicht fliegen konnten.
Morgen müssen wir durch die komplette Stadt zum anderen Flughafen und können nur hoffen, dass da dann alles funktioniert. Drückt uns die Daumen.


Sonntag, 10. September 2017

Die letzte Nacht...

Der Samstag bestand eigentlich nur aus einem Programmpunkt: Last Night of the Proms im Hyde Park. Aber der wollte ja vernünftig vorbereitet sein. Zum Teil hatten wir damit ja zu Hause schon angefangen und die Sache mit den Stühlen hatten wir die letzten zwei Tage bekanntermaßen auch erledigt. Blieb nur noch das Picknick. Da man davon alleine aber ja nicht leben kann, haben wir uns morgens erstmal ein ordentliches englisches Frühtück geleistet.

Dann ging es zu Marks & Spencer, die ein wirklich reichhaltiges Angebot an fertig zubereiteten Speisen haben. Trotz gut gefülltem Magen konnten wir uns kaum entscheiden und so manche Leckerei wanderte in unseren Korb. Nachdem wir wirklich jedes Regal ausgiebig begutachtet hatten, war eigentlich viel zu viel in unserem Einkaufswagen. Das sahen wir zu diesem Zeitpunkt aber anders.
Zurück im Hotel mussten wir ja erstmal den Blog für die ersten beiden Tage abliefern, dann gingen wir langsam in den Vorbereitungs-Modus. Bei einem Fläschen Sekt wurden alle blau-weiß-roten Accessoires ausgebreitet und an die Frau gebracht. Vor allem die lustigen Wimpern erwiesen sich dabei als sehr widerspenstig. Aber mit genug Kleber hält alles! Mit der Perücke hatten wir ja schon vom letztjährigen Queen-Geburtstag unsere Erfahrungen. Immer noch finden wir sie todschick. Susanne musste die Wirkung dann auch mal bei einer Zigarette vor der Tür testen. Vornehmlich keine Reaktion… wie zu erwarten in einer Stadt, in der schon mal Weihnachtselfen im U-Bahnhof stehen. Doch die Leute, die reagierten, freuten sich. Nicht das letzte Mal an dem Tag.

Oben hui… unten praktisch war das Motto. Regenfest und warm sollte es sein. Regenhosen wurden gleich angezogen, alles andere in Taschen verstaut. Was uns definitiv fehlte, war ein auffälliges deutschen Accessoire, da hatten wir nur eine kleine Ansteckblume im Angebot. Ausbaufähige Rubrik…

Auf dem Weg zur Bahn haben wir noch flott Prosecco und Cidre gekauft und dann festgestellt, dass die U-Bahn, die wir brauchten, gar nicht fuhr. Zum Glück gab es eine Ausweichmöglichkeit. Je näher wir dem Hyde Park kamen, desto mehr Campingstühle kreuzten unseren Weg. Der erste Einlass ging flott, vor der Taschenkontrolle bildeten sich mehrere Schlangen, aber auch hier ging es erstaunlich zügig voran. Brav wie wir sind, hatten wir natürlich auch nur die vorgeschriebene Höchstmenge an Getränken dabei, aber man hätte ganz unten in den Taschen definitiv ein, zwei Fläschchen mehr reinschmuggeln können.
Vor uns lag nun das riesige Gelände mit Bühne und mehreren kleinen Leinwänden.  Nach vorne wollten wir ja eh nicht, also suchten wir uns ein nettes Plätzchen in der Nähe einer Leinwand.

Stühle aufgestellt, Umgbung und Entfernung zu den Toiletten gescheckt. Passte alles! Aber ohne Campingstuhl wären wir sowas von out gewesen. Es gab wirklich nur ganz, ganz wenige, die es sich mit einer Picknickdecke bequem gemacht hatten. Jetzt mussten nur noch die dunklen Wolken verschwinden, dann konnte es losgehen.
Aber es war noch etwas Zeit bis Beginn und da der Merchstand ganz in unserer Nähe stand, schauten wir da vorbei und suchten uns Orientierungspunkte zum Auffinden unserer Plätze. Mit zunehmender Menschenmenge und Dunkelheit hätten wir sonst wohl ebenso suchend umgeirrt wie viele andere Menschen um uns herum.
Unsere auffallenden Perücken waren hier nicht nur für uns sehr hilfreich. Mehrfach dankte man uns, dass wir mit den Haaren als sehr gute Orientierung fungierten.

Im Laufe des Programms lernten wir einiges über die angesagte britische Musikszene. Und im Vergleich mit dem Musikprogramm, welches zeitgleich in der Royal Albert Hall lief, hatten wir im Park eindeutig die besseren Karten. Nummer Eins-Größen der Britischen Charts, die uns zwar nichts sagten, aber das Publikum zum Toben brachten, Musical-Größen des Landes und mit Gilbert O’Sullivan und Sir Ray Davies hatte man zwei Urgesteine der britischen Musik aus dem Hut gezaubert. Alles in allem sehr spaßig und so langsam aber sicher steuerte der Abend auf seinen
Höhepunkt zu. Punkt 21.30 Uhr wurde das Innere der Royal Albert Hall auf die Leinwände geschaltet und der Spaß fing an. Für die, die die Last Night of the Proms noch nie gesehen haben… der zweite Teil besteht aus Standards, viel Mitgesinge, viel Patriotismus und viel Fähnchenschwenken. Und der Park machte natürlich enthusiastisch mit. Doch zwischen all den Union Jacks waren sehr viele europäische Fahnen zu sehen. Mehr eigentlich noch als letztes Jahr. Wieder was, an das wir nicht gedacht hatten. Für’s nächste Mal dann. ;-)

Fazit: ein tolles Ereignis, war wir definitiv jedes Jahr besuchen würden, wenn es dies in Berlin gäbe. Auch die Organisation ringsherum war großartig. Die erste Veranstaltung wo man auf den Damenklos nicht groß anstehen musste.
Aber eine traurigen Moment gab es dann doch noch. Unsere treuen Stühle, mit denen wir nach so vielen Stunden doch schon sowas wie eine liebevolle Beziehung aufgebaut hatten, mussten ausgesetzt werden. Und so ein Abschied geht am besten kurz und schmerzlos. Eben noch diskutierten wir darüber, ob es nicht doch einen Weg gäbe, diese mit ins Flugzeug zu bekommen, da entdeckten wir andere Stühle an den Müllpunkten und kurz entschlossen stellten wir unsere dazu.
Ein wenig schlecht fühlten wir uns schon, aber sie blieben nicht allein im Hyde Park. Hunderte anderer Stühle wurden ebenfalls von ihren Besitzern dort zurückgelassen, so dass sie in guter Gesellschaft waren. Ein Campingstuhl-Verleih ist ganz offensichtlich eine riesige Marktlücke bei den Proms!




Samstag, 9. September 2017

Google-Highlight: Outdoor Shops in London

Zwei Jahre sind vergangen. Höchste Zeit, wieder nach London zu fliegen. Zur Abwechslung mal im September, was mit unseren Planungen zusammenhängt. Aber dazu kommen wir später. Wie jedes Mal, haben wir den ersten Flug am Tag gebucht. Wie jedes Mal fragen wir uns beim Abflug, wieso wir so blöd sind. Und jedesmal wieder werden wir es so machen. Mittlerweile ist die Ankunft in London ein Ritual. Gepäck holen, raus zum Rauchen, zur U-Bahn traben und ab zum immer gleichen Hotel. Hier kennt man uns mittlerweile, Gepäck abstellen ist kein Problem und gleich geht es weiter.
Da unsere Pläne viel der Zeit in Anspruch nehmen werden, stand der erste Tag ganz im Zeichen des Shopping. Aber erst etwas Kultur, denn in unmittelbarer Nähe des Teeladens unseres Vertrauens steht eine der ältesten Kirchen Londons, die Temple Church. Muss man aber auch wissen.  Das Hinweisschild ist wirklich riesig. ;-)

Mitten im geschäftigen Gerichtsviertel steht man plötzlich in einem ruhigen Hof, in dessen Mitte sich die runde Kirche befindet, erbaut im 12. Jahrhundert als Hauptkirche der Tempelritter. Ganz nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem. Geschichte wurde hier auch geschrieben, denn hier fanden viele wichtige Verhandlungen statt, unter anderem die, die im Jahr 1215 zur Unterzeichnung der Magna Carta führten. Ein wirklich beeindruckendes Gebäude, was sich so völlig von anderen Kirchen unterscheidet.

Eigentlich stand noch der Royal Court of Justice auf dem Plan, aber vorort haben wir gelernt, dass das mit Führungen viel besser geht, das machen wir dann also bei einem der nächsten Besuche . Also auf zu Twinnings, Tee kaufen. Nächstes Ziel war Covent Garden. Allerdings mussten wir dort mit Schrecken feststellen, dass sich weder der Disney Store, noch Build-a-Bear noch an ihrem Platz befanden. So kann man doch nicht shoppen!!!


Wir irrten etwas planlos durch die Gegend, betraten den ein oder anderen Laden und gaben auch das ein oder andere Pfund aus. Das geht ja immer.

Nach einer dringend benötigten Kaffeepause, stand erstmal der wichtigste Laden an: Campingbedarf. Ja, richtig gelesen... Klappstuhl dringend gesucht! Die Dinger passen halt nicht in den Koffer. Also haben wir uns auf neues Shopping-Terrain begeben. Zwei Stück gab es noch, einen davon hat uns allerdings eine Dame weg gekauft. Nun gut, vielleicht geht es ja auch mit einem...? Eine Picknickdecke haben wir ja auch noch und die Wettervorhersage sah auch ganz gut aus.

Ein bisschen unhandlich ist so ein Campingstuhl auf der Schulter ja schon, vor allem, wenn man noch mit Tüten beladen ist. Also ging es zurück zum Hotel, alles abwerfen, das Zimmer binnen Sekunden in Chaos verwandeln (was bei der Größe der Zimmer nicht soooo schwierig ist) und auf in die nächste Runde. Harrods stand mal wieder auf der Liste - also natürlich nur der Merch-Bereich. Und da es Disney nur noch in der Oxford Street gibt, wollten wir da auch noch hin. Ersteres erfolgreich, zweiteres hätten wir lassen können. Weiß man aber ja vorher nicht.
Mittlerweile waren wir aber auch reichlich erledigt und haben nur noch einen kurzen Stop im Pub eingelegt, um etwas zu essen. Das Hotelbett ist leider immer noch nicht größer geworden und die Matratze nicht härter. Aber nach 20 Stunden auf den Beinen spielt das auch keine Rolle mehr.


Für den Freitag hatten wir uns einen Stadtteil rausgesucht, den wir noch nicht kannten. Spitalfield und Smithfield. Die U-Bahn verließen wir an der Station Barbican. Eine scheußliche Ecke, die nach dem 2. Weltkrieg komplett zerbombt war, und wo ziemliche Bausünden hochgezogen worden sind. Zwei Querstraßen weiter sah das schon ganz anders aus. Wir waren auf der Suche nach der ältesten Kirche Londons: der St. Bartholomew the Great. Errichtet 1123 und vom großen Feuer verschont,
liegt sie einbisschen versteckt hinter einem fantastischen Torbogen, bzw. -Haus. Empfangen wurden wir von einem Herren, der offenkundig glücklich über jeden Besucher war und uns erstmal mit Informationen zuschüttete. Und dann brachte er uns höchstpersönlich in die Kirche. Eine Kirche von der Sorte, die einem den Atem stocken und die Tränchen über die Wangen kullern lassen. Unfassbar beeindruckend! Wir waren beide noch nie in so einer großen alten Kirche. Die imposante Kulisse wurde auch schon für viele Filme genutzt, unter anderem für “Vier Hochzeiten und ein Todesfall” aber auch ein Marvel-Film wurde hier schon gedreht.
Allein für die Kirche hat sich der Ausflug schon gelohnt.

Leider war draußen mittlerweile englisches Wetter, was zu einer kurzzeitigen Flucht in einem Pub führte. Dann ging es in das London Museum, eines der Museen, die keinen Eintritt kosten und die man daher gut in Etappen besuchen kann. Wir haben uns auf die Römerzeit und das Mittelalter bis zum Großen Feuer konzentriert. Toll gemachte Ausstellung, die überraschend lebendig war, dafür dass es um Stadtgeschichte geht. Aber Museen können sie halt. Von den Museumsshops ganz zu schweigen! ;-)

Das Wetter hatte sich gebessert und ab ging es nach Spitalfield. Dort lag das vorrangige Interesse zunächst bei einem weiteren Campingladen. Ihr erinnert euch? Zwei Mädels, ein Stuhl. Da der Wetterbericht nicht mehr ganz so optimistisch aussah, kamen uns Zweifel, ob das reichen würde. Kurzerhand kauften wir einen zweiten und sind nun so auf der sicheren Seite. (Falls jemand mal Tipps in Sachen Campingläden in London braucht: Frau Schreiber ist bestens informiert!)

Und wieder zierte ein Campingstuhl unsere Schulter, unser Hotel war diesmal zu weit entfernt. Hilft ja nix… mit Stuhl an der Frau erkundeten wir den Old Spitalfield Market. Eine tolle Markthalle mit vielen Ständen, die selbstgemachte Klamotten, Schmuck, etc. anbieten. Eigentlich sollte der um 17 Uhr schließen und es war mittlerweile kurz nach fünf. Aber es war lustig, wie betont langsam die Händler eingepackt haben, in der Hoffnung, noch den ein oder anderen schnellen Deal zu machen. Hat funktioniert… auch mit uns. Die Sachen, die hier angeboten werden, unterscheiden sich aber wirklich wohltuend von dem, was man auf den anderen Märkten in London so sieht. Merken wir uns!

Ein Stündchen hatten wir noch bis zu unserem nächsten Programmpunkt. Und wo kann man ein Stündchen am Besten verbringen? Richtig, in einem Pub! Dieses Mal eine etwas jüngere und stylischere Variante des Klassikers, was uns gleich mal dazu animierte, endlich mal ein Gin-haltiges Getränk zu uns zu nehmen.

Dann ging es um die Ecke in eine völlig durchschnittliche britische Straße und wenn wir nicht gewusst hätten, dass sich hinter der Fassade mit der Nummer 18 ein Museum befindet, wären wir glatt dran vorbei gelaufen. Dort versteckt sich nämlich Dennis Severs’ House. Ein Haus, das von oben bis unten im Stil des 17. bis 19. Jahrhunderts eingerichtet ist. Alles wirkt, als wären die Bewohner nur mal schnell aus dem Haus gegangen. Oder sind sie doch noch da? Geräusche, Gerüche und die halbvollen Teetassen lassen es vermuten. Eine faszinierende Zeitreise, bei der man völlig in die abgebildete Welt eintaucht. Prädikat: schwer empfehlenswert!

Zum Abschluss des Tages gab es lecker Hühnchen bei Nando’s und Cider im Hotelzimmer. Jetzt sind wir bestens gerüstet für unser durch und durch britisches Wochenende in London.