Montag, 4. Juni 2012

Tote Promis und sich drehende Geschichte


Am letzten Tag empfing uns Wien mit strahlendem Sonnenschein. Also konnten wir auf unserer geliebten Terrasse  im Halbstock frühstücken. Das Wetter und die Prognosen für den Tag führten dann auch dazu, dass wir kurzerhand unser Programm noch mal umgestellt haben.
Aber zunächst hieß es: Koffer fertig packen, Auschecken und Gepäck unterstellen. Unser erstes Ziel des Tages war der Zentralfriedhof. Nach etwas Sucherei fanden wir schließlich auch die Straßenbahn, die uns da hin bringen sollte. Mit Hilfestellung eines weiteren unglaublich freundlichen Wieners, der uns auch gleich eine kurze Fernführung über den Friedhof gab. :-)

Dort angekommen, besichtigten wir erstmal die Kirche und die Präsidentengruft, dann machten wir uns auf Promi-Jagd. Zum Glück liegen die alle in Ehrengräbern ziemlich dicht beieinander. Lediglich Falco spielte ein wenig Verstecken mit uns, aber ein kurzer Anruf bei meiner Mutter brachte wenige Minuten später die Aufklärung, wo wir ihn finden konnten. (Hm… kommt selten vor, dass wir so schlecht vorbereitet sind. ;-)) Ein schönes Grab haben sie ihm da hin gebaut.
Da die Temperatur mittlerweile die vorhergesagten 29 Grad erreicht hatte und Schatten nur spärlich auf dem Friedhof zu finden war, hatten wir dann aber auch bald genug. Zumal Andreas Schultern schon recht rot leuchteten. Der größte Friedhof Europas ist aber ohnehin an einem Tag nicht zu bewältigen. Andere Teile müssen auf den nächsten Wien-Besuch warten.

Ebenso wie das Hofmobiliendepot, welches bei dem Wetterchen nicht wirklich verlockend war. Also stiegen wir in die Bahn und fuhren zum Prater. So genau wissen wir gar nicht, was wir da erwartet hatten, aber DAS auf keinen Fall. Ein Fahrgeschäft reiht sich an das nächste, überall schallt Musik heraus und es blinkert an allen Ecken und Enden. Ein bisschen wie in Amerika. Ziemlich abgefahren irgendwie. Und gleich ganz vorne war das Objekt unserer Begierde. Das Riesenrad mutet ein wenig wie ein Dinosaurier an, wenn man sich die anderen Attraktionen so anschaut. Aber es steht da ja auch schon seit 1897.

Erstmal machten wir uns aber auf den Weg zum Biergarten, also einmal quer durch den gesamten Prater. Dummerweise kamen wir dort zur besten Mittagszeit an, aber mit etwas Glück haben wir ein Plätzchen ergattert. Für Mittagessen war es eigentlich viel zu warm, aber die Gunst der Stunde wollten wir nicht ungenutzt verstreichen lassen, zumal das Essen super aussah und auch sehr lecker war. Überrascht haben uns die Preise. Sie sind bei Weitem nicht so überzogen, wie man es aus Deutschland vom Rummel kennt.

Abgesehen von dem Preis für das Riesenrad: stolze 9 Euro wollen sie dafür haben. Aber, da wir das vorher wussten, ließen wir uns davon nicht abschrecken. Meine Höhenangst hatte ich einigermaßen im Griff. Nur aufstehen, rumlaufen und Fotos machen war nicht drin. Also habe ich den Blick einfach genossen und der ist schon sehr spektakulär. Kaum hatten wir das Riesenrad verlassen, fing ein kurzer Hitzeschauer an, vor dem wir aber rechtzeitig in die U-Bahn flüchten konnten. Als wir an der Oper die Bahn wieder verließen war der Regen vorbei, abgekühlt hatte es aber null!

Eigentlich wollten wir uns jetzt noch schnell wunderschöne neue Espressotassen von Meinl kaufen. Aber da waren sie wieder: die Wiener Öffnungszeiten. Der Laden war nämlich kein Café, sondern eine Konditorei und hatte demnach sonntags geschlossen. Nun gut, da muss dann wohl mal unser Wiener Kurier Holli ran. ;-)

Ein wenig Zeit hatten wir noch, also genossen wir einen leckeren Eiskaffee im Aida-Café an der Oper, eh wir zurück ins Hotel gingen, um dann zum Flughafen aufzubrechen. Das reichhaltige Shopping-Angebot dort konnte uns allerdings nicht mehr verführen. Der Flieger ging pünktlich und angesichts der unentspannten Wettersituation auf dem Weg und auch in Berlin, war der Flug erstaunlich ruhig und die Landung butterweich.

Nun sind die fünf Tage Wien auch schon wieder vorbei. Ursprünglich hatten wir ja den Plan, dass wir nach Wien fahren und die Stadt damit für alle Zeit abhaken. Dass das nicht funktioniert, haben wir ja schon am zweiten Tag festgestellt. Gut, das touristische Pflichtprogramm haben wir im Großen und Ganzen absolviert. Aber es gibt noch soooo viel anderes, was wir uns noch anschauen wollen! Wien wird uns wieder sehen. So viel steht fest!

Samstag, 2. Juni 2012

Ein entspannter Tag...


Etwas Herzhaftes fanden wir gestern Abend am Würstlstand an der Oper.
Ein beliebter Treff für alle Gesellschaftsschichten. Und das bis in die frühen Morgenstunden hinein. Und laut Wienern der beste Würstlstand der Stadt.
Für mich gab es wieder eine Käsekrainer (das war dann aber auch meine letzte für diesen Wienaufenthalt) und für Sanne eine Teufelsdingens (wir kommen nicht mehr auf den Namen :-)).
Ein schöner Abschluss des Abends.
Zum ersten Mal konnten wir heute nicht im kleinen Innenhof des Hotels frühstücken, da es leicht nieselte. Für den geplanten Bummel über eine große Einkaufsstraße aber nicht schlimm. Zumal es dann auch bald aufhörte.
Da wir nur wenige Tüten in den Händen hielten, sind wir anschließend gleich zum Naschmarkt gelaufen. Susanne hätte ja gerne eine Tüte mehr in der Hand gehabt, aber die Wiener Öffnungszeiten sind und bleiben merkwürdig. Besagter Laden hat samstags gar nicht erst auf. Verstehe das, wer will…


Den Flohmarkt haben wir ausgelassen und sind gleich an den zahlreichen Obst-, Gewürz- und Antipastiständen entlang spaziert. Bei den ganzen Kostbarkeiten lief einem ständig das Wasser im Mund zusammen. Alles sah so lecker aus, dass wir uns für nichts entscheiden konnten.
In der Mitte des Naschmarktes gab es ein paar Stände, an denen sich österreichische Gegenden mit ihren Erzeugnissen präsentierten. Liköre, Obstbrände, Öle, Marmeladen, Weine, Aufstriche...
alles was man aus Marillen, Kürbiskernen und sonstigem Obst so herstellen kann.
Wir haben ein wenig probiert und auch gekauft.
Aber durch die leckeren Gerüche hatten wir nun endgültig Hunger und so suchten wir auf dem Naschmarkt nach einem Restaurant mit freien Plätzen draußen. Waren wir nicht neulich an so einem Palatschinken-Teil langgelaufen? Und der fehlte ja auch noch auf der Check-Liste.
Dort war zum Glück auch ein Tisch frei und kurz darauf hatten wir die Qual der Wahl aus 58 Palatschinkenvariatonen. Wir entschieden uns für eine Füllung aus Spinat und Schinken mit einer Käsesoße. Und es schmeckte fantastisch.
Da unser Hotel nur zwei Minuten entfernt war, schmissen wir schnell unsere Einkäufe ab, bevor es weiter ging.

Die Kaisergruft in der Kapuzinerkirche liegt auch nahe unserem Hotel und so sind wir dorthin gelaufen.
Alles was bei Hofe Rang und Namen hatte fand dort unten seine letzte Ruhestätte. Und da sind einige prunkvolle Särge dabei.
Interessant auch, wie viele ungarische Monarchisten es noch gibt. Ein Blumenmeer in ungarischen Farben zierten die Särge der letzten ungarischen Könige.
Anschließend sollte es noch ein Tässchen Kaffee im Café Hawelka sein. Von aller Welt angepriesen für seinen ursprünglichen Wiener Kaffeehaus-Charme, wollten wir uns selbst ein Bild davon machen.
Und tja… also alles wie in alter Zeit lassen und nicht mehr renovieren und das Interieur so schmuddelig belassen, mag für die einen Kult sein, ich mag es nicht.
Wir waren drin, aber für weitere Wienbesuche ziehe ich andere Cafés vor.
Aufgrund einer kleinen Unpässlichkeit meinerseits können wir heute Abend leider nicht spontan zum Prater, obwohl das Wetter phantastisch ist. Sonnig und warm.
Somit fällt nach der Donaufahrt auch dieser fest eingeplante Punkt aus. Beim nächsten Mal…. :-)


Stattdessen sortieren wir jetzt erst mal unsere Sachen, packen schon mal ein wenig vor und werden uns dann zum Abschluss des Abends in die hiesige Ringbahn werfen und die Prachtbauten by Night an uns vorbeiziehen lassen. Morgen dann noch Hofmobiliendepot und Zentralfriedhof und dann ist die Zeit auch schon wieder vorbei…

Freitag, 1. Juni 2012

Schöne Aussichten und a scheene Leich…


Heute früh konnten wir es etwas langsamer angehen lassen, da unser erster Tagesordnungspunkt erst um 1o Uhr die Pforten öffnet. Und dies war das Belvedere, das es ja dann doch noch in unser Programm geschafft hatte. Belvedere bedeutet schöne Aussicht. Als es gebaut wurde, war das sicher auch so. Momentan sind – jedenfalls rings um das Obere Belvedere – mehr Baukräne, als zu besten Potsdamer Platz-Zeiten.  Das tut der Schönheit des schnuckeligen Barock-Gebäudes allerdings keinen Abbruch. Von außen ist auch alles wunderbar erhalten.

Ein wenig ernüchternd war dann allerdings das Innere. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Räume zu schlichten Galerieräumen umfunktioniert worden und nur noch Schautafeln zeigen die einstige Pracht. Blöd, da wir wohl die Einzigen waren, die nicht für die Ausstellung, sondern eigentlich nur für das Gebäude Eintritt bezahlt hatten.  Die Gemälde nahmen wir am Rande mit, Klimt und Caspar David Friedrich mit deutlich mehr Interesse. Ansonsten konzentrierten wir uns auf die Überreste der einstigen Pracht. Fotos zu machen war natürlich verboten, aber Andrea war perfekt darin, Schmiere zu stehen, wen ich – ganz aus Versehen natürlich – den Auslöser betätigt habe! ;-)

Das Wetter war heute extrem wechselhaft und so zwang uns ein Schauer zu einer verlängerten Pause, als wir eigentlich schon wieder weiter wollten. Ein Glücksfall, wie sich herausstellte. Wir stellen schon seit Tagen fest, dass das mit dem einen Besuch in Wien nicht funktionieren wird. Dafür gibt es zu viele Museen, Häuser, Gassen, ach, was man will! Und so kamen wir im Gespräch auf das Bestattungsmuseum. Schon fest für den nächsten Wienbesuch eingeplant, stellten wir bei einem Blick auf die Karte fest, dass das Museum grade mal zwei Querstraßen entfernt war. Wenn DAS kein Zeichen war?! Wir sind ja flexibel und da wir uns mitten in der grade mal dreistündigen Öffnungszeit befanden, mussten wir nicht lange überlegen. Eh wir uns den Prunk des Unteren Belvedere anschauen wollten, flitzten wir schnell mal rüber.

Dort angekommen, lernten wir, dass wir uns vorher telefonisch hätten anmelden müssen. So, wie eine andere Besucherin auch. Aber ein Euro mehr Eintritt machte es möglich, dass wir trotzdem eine Führung bekommen haben. Sind halt geschäftstüchtig, diese Bestatter! ;-) Für uns kein Problem, für die Schwäbische Studentin, die jetzt drei Euro mehr zahlen musste, war die Überwindung körperlich spürbar. Aber, sie rang sich durch! Zum Glück, denn die Führung war ein absolutes Highlight heute! Der Museumsführer war ein Unikat und schaffte es, die Besonderheiten der Wiener in Bezug auf Bestattungen grandios zu beschreiben. A scheene Leich hat bis heute einen ganz großen Stellenwert bei den Wienern.
Neben den alten Geschichten gab es aber auch etwas zum Schmunzeln aus der Neuzeit. Dass die Bestatter geschäftstüchtig sind, hatten wir ja schon gelernt. Ein weiterer Beweis dafür ist die eigens zur Euro 2008 kreierte Urne in Form eines Fußballs. Bisher ist sie zwar noch nicht zum Einsatz gekommen, aber einige haben sie bereits gekauft. Man weiß ja nie, wie lange es sie gibt. Und vielleicht löst sie die in der Beliebtheitsskala noch ganz oben rangierende Urne Marke Sissi ja mal ab. ;-) (Allerdings liegt Österreich mit nur 25% Feuerbestattungen europaweit am Ende der Statistik. Sooo viele Urnen werden hier also eh nicht gebraucht.)

Nach diesem sehr unterhaltsamen Ausflug ins morbide Wien ging es zurück zum Unteren Belvedere. Auch hier natürlich das gleiche Bild. Nur wenige Originalräume waren erhalten. Aber die hatten es in sich. Und hier interessierte uns die Ausstellung auch deutlich mehr. Gold in der Kunst war das Thema und da waren durchaus interessante Exponate dabei. Zum Beispiel goldene Handschellen von Gucci oder Kurt Corbain und Jimi Hendrix als moderne Ikonen.

Nach kurzer Überlegung führte unser weiterer Weg uns zu Straßenbahn, denn irgendwie mussten wir ja in die Nähe von Demel kommen. Schließlich war das Andrea versprochen. Ein erneuter Blick in die Karte verriet, dass nicht so wahnsinnig weit entfernt das Burgtheater, das Rathaus und das Sissi-Denkmal lagen. Das war also die Gelegenheit, das auch noch mitzunehmen. Es wurde jetzt allerdings kurzzeitig schwierig, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Das Burgtheater, was extrem viel Würde ausstrahlt, auf der einen Seite. Ein traumhaftes neogotisches Rathaus auf der anderen. Und dazu ein rasend dramatischer Himmel und die österreichischen Blasmusiker, die auf dem Rathausvorplatz für das morgen stattfindende Festival übten. Und wir reden hier nicht von Humba-Humba-Musik, sondern von wirklich schönen Klängen. War ein bisschen wie im Film…

Irgendwann konnten wir uns von der Szenerie trennen und machten uns auf die Suche nach dem Sissi-Denkmal. Dabei landeten wir unverhofft in einem Rosengarten, der seinesgleichen sucht. Andrea wusste gar nicht, wo sie zuerst hinspringen sollte, um die Nase in die weichen Blätter zu stecken. Und ich hab noch nie in meinem Leben so viele Rosen fotografiert, wie hier in Wien. ;-) Ach ja, Sissi haben wir dann auch irgendwann gefunden…

Aber so langsam war eine Pause überfällig und wir gingen flott zum nächsten Ziel: Der K u. K Hofzuckerbäcker Demel! Ein KaffeeHAUS ihm wahrsten Sinne des Wortes. Zweistöckig, barock, und trotzt erhöhtem Touriaufkommen noch recht gemütlich. Milchrahmstrudel und ein kleines Probierstück Apfelstrudel für Andrea, ein Stück gerollte Mandeltorte für mich, und zwei Kaffee Baileys später waren wir rundum glücklich und zufrieden! Und um 25 Euro ärmer… ;-) Bei den Katzenzungen habe ich mich aber immer noch geweigert!

Kurz überlegten wir, ob wir noch zum Prater fahren, aber das Wetter war immer noch recht wechselhaft und vor allem macht Riesenrad fahren bei starkem Wind nicht so wahnsinnig viel Spaß. Und da die Vorhersagen für morgen auch nicht so dolle sind, wird der Prater wohl warten müssen, bis wir das nächste Mal nach Wien kommen. Aber mal schauen, wie das Wetter morgen dann wirklich aussieht. Jetzt machen wir uns jedenfalls erst mal auf die Suche nach etwas Herzhaftem zu futtern.