Donnerstag, 17. Oktober 2019

Auf der Zielgeraden

Da sämtliche Läden, die wir Montag besuchen wollten, ja nicht mit uns gespielt haben, mussten wir die kurze Rundreise dann halt Dienstag nachholen. Wobei die beiden Leafs-Shops eher etwas Enttäuschung auslösten. Auf jeden Fall bei Susanne, denn die Auswahl an schönen Männerklamotten war sehr übersichtlich und vor allem sehr winterlich. Immer wieder stellen wir fest, dass es online im NHL-Shop eine deutlich bessere Auswahl an Klamotten gibt. Naja… macht nix. Spart Geld und Gewicht im Koffer. Aber einen tollen Supermarkt haben wir entdeckt, wo wir die noch fehlenden Bestandteile für unser letztes Abendessen in Kanada einkaufen konnten. Lediglich die Navigation durch diesen Markt war etwas verwirrend. Mal stand man mit den Einkäufen innerhalb, aber ganz schnell war man auch raus aus dem Kassenbereich. Ohne bezahlt zu haben, versteht sich. Also huschten wir schnell wieder in den Supermarkt rein und zahlten ordnungsgemäß.
Schnell die Sachen in der Wohnung abgeworfen, ging es anschließend in eine Richtung, die wir noch nicht kannten. Wir wollten zum St. Lawrence Market und zum Distillery District. 
Der Markt war wirklich fein mit jeder Menge feinster Delikatessen. Aber das Beste versteckte sich im Untergeschoss. Ein kleiner Souvenirladen in dem Heike und Sanne dann endlich ihre Kanadataschen kaufen konnten. Dies war wirklich bis zu diesem Tag ein schwieriges Unterfangen gewesen, da es nirgends welche gab. Und wenn dann doch mal ein oder zwei Exemplare rumhingen, dann waren sie nicht wirklich schön. Man sollte doch wirklich meinen, dass jeder Souvenirshop sowas hat! Aber Heike hat immer gesagt, dass sie die Hoffnung erst aufgibt, wenn sie im Flieger sitzt. Sollte sie Recht behalten.

Weiter ging es zum Distillery District - früher war hier eine große Whiskybrennerei untergebracht, doch jetzt ist es eine Fußgängerzone mit Shops, Cafés und Galerien. Es ist die größte Ansammlung von viktorianischen Industriebauten in Nordamerika und in der Adventszeit der Schauplatz des Torontoer Weihnachtsmarktes. Da wir wunderbares Wetter hatten, machte es doppelt so viel Spaß durch dieses Viertel zu schlendern. Mindestens ebenso spaßig war es allerdings auch, die asiatischen Reisegruppen zu beobachten, die leider alle das gleiche Café wie wir ansteuerten. Vielleicht stand das ja auf der To Do-Liste? Der arme Mann hinter der Kasse war jedenfalls zunehmend genervt und schaffte es, auf unglaublich freundliche Weise unglaublich sarkastisch zu sein. Susanne hatte ihren Spaß.        
Auf der Suche nach dem Stopp für den Hop On Hop Off Bus entdeckten wir dann auch das Nest des asiatischen Trupps. 5 Reisebusse standen genau dort, wo unser Bus halten sollte. 
Zu einer Tour mit dem Hop On Hop Off Bus hatten wir uns bereits in Berlin entschieden, um die  letzten Stunden vor dem Flug noch Ecken von Toronto zu sehen, wo wir ansonsten eher nicht hingekommen wären. Da für den Abflugtag aber Regen angesagt war und das Busticket 48 Stunden gilt, hatten wir entschieden, bereits am Dienstag eine Runde damit zu fahren und alles bei Sonnenschein zu genießen. Das klappte grundsätzlich auch hervorragend, da die Tour aber aufgrund von Stau und einigen längeren Stopps ungefähr zwei Stunden dauerte, waren wir am Ende doch ziemlich durchgefroren. Da musste im Appartement erst einmal eine Runde Tee gekocht werden. Anschließend beschäftigten wir uns mit Abendesse kochen, da keine von uns so wirklich Lust hatte, ans Kofferpacken zu gehen.
Aber es half ja alles nichts, irgendwann mussten wir an diese Ungetümer ran. Schnell stellte sich raus, dass bei uns allen dreien weniger der Platz, als vielmehr das Gewicht zum Problem wird. Aber wer zur Hölle hat sich denn bitte auch ausgedacht, dass man bei einem Überseeflug nur 23 Kilo Gepäck haben darf? Irgendwann hatten wir alles verstaut, waren uns zwar wegen des Gewichtes nicht sicher, aber das musste dann final eh bis zum Flughafen warten. Die Kofferwaage von Heike scheint recht launisch zu sein, was ihre Gewichtsangaben betrifft. Also widmeten wir uns lieber dem leckeren Honeycrisp Apple Cider, ehe wir den Tag beendeten.

Der nächste Tag hielt leider wirklich das Wetter parat, welches angekündigt war. Es regnete. Mal mehr, mal weniger. Zum Glück gibt es auch in dieser Stadt ein weit verzweigtes Netz unter- und oberirdischer Verbindungswege, die es einem ermöglichen trockenen Fusses zum Ziel zu kommen. Unser Ziel war zunächst das Interconti, wo wir ja bekanntermaßen unser Gepäck loswerden konnten. Ganz so einfach ist es zwar nicht, sich im PATH (so nennt sich dieses Tunnelsystem) zurecht zu finden, aber zum Glück gibt es ja freundliche Kanadier, die einem helfen. 
Der PATH war es auch, den wir anschließend nahmen, um zum alten Rathaus zu kommen. Okay - der Weg über die Straßen wäre vermutlich doppelt so schnell gewesen, aber wir waren trocken und hatten einmal das Gewusel erlebt, was sich zur Mittagszeit im PATH abspielt. Die Menschen strömen aus ihren Bürohäusern direkt in die unterirdischen Food Courts, um sich dort ihr Mittagessen zu holen. Trocken, keine Jacke nötig und die High Heels können auch an den Füßen bleiben - faszinierend. 
Ins Rathaus warfen wir nur einen kurzen Blick, da gleich hinter der Eingangstür eine Sicherheitskontrolle wartete, auf die wir keine Lust hatten. Also schnell rüber ins Einkaufszentrum, wo Andrea noch auf der Suche nach etwas bestimmten war. Das hat sie nicht bekommen, dafür wir aber eine weitere Filiale ihres Lieblingsladens entdeckt. Wir erinnern uns? Unser Gepäck hat bereits ein kleines Gewichtsproblem. Nun gut, dass von Andrea war nun noch größer.
Danach war es Zeit für eine letzte Pause bei Tim Hortons. Anschließend wanderten wir rüber zum alten Maple Leaf Gardens - der Heimspielstätte der Leafs bis 1999, mittlerweile umgebaut zu einem Sportzentrum für die Universität. Aber man darf rein und hier und dort kann man alte Spuren sehen, die man bewusst gelassen, bzw. wieder eingebaut hat. Es gibt eine Self Guided Tour und selbst die Tatsache, dass dort gerade die große Graduiertenfeier der Universität abgehalten wurde, brachte niemanden auf die Idee, uns aufzuhalten. Sanne hatte Order von zu Hause, jede Kleinigkeit zu fotografieren, die irgendwie interessant war, was sie auch brav machte. Andrea und Heike beobachteten derweil den Einmarsch der Uni-Absolventen. Irgendwann war das letzte Foto geschossen und wir wanderten weiter zu einem Buchladen, den Sanne gerne noch besuchen wollte. Der hatte allerdings in der Beschreibung besser geklungen, als er letztlich war. Aber er bescherte uns noch einen kurzen Spaziergang durch das Schwulenviertel von Toronto.
Vollgepackt mit Eindrücken von drei Wochen und dem Wissen, dass wir mit unserem ganzen Gepäck noch zum Flughafen mussten, setzten wir uns schließlich wieder in den Hop on Hop off-Bus, um uns zum Interconti kutschieren zu lassen. Der Zug zum Flughafen fuhr zum Glück nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernt, wodurch sich die Abreise als unproblematisch herausstellte. Am Flughafen checkten wir kurz das Gewicht unserer Koffer und Andrea und Sanne mussten nur minimal umpacken, um unter dem zulässigen Höchstgewicht zu bleiben. Kurz gab es Fragezeichen beim Check-in, ob Susanne dieses eine Teil wirklich mit ins Handgepäck nehmen durfte, welches sie schon seit dem ersten Tag spazieren fuhr und trug, und welches laut Andrea in den Koffer passte. Sah der Koffer anders… aber auch das durfte schließlich mit. Mittlerweile sind wir nach einem ruhigen Flug in viel zu engen Sitzen gut in Amsterdam angekommen und vertreiben uns hier die Zeit bis zur endgültigen Rückkehr nach Hause. 
Nach drei Wochen sind wir so randvoll mit Eindrücken, dass wir sicher sehr lange was davon haben werden. Toll war es! Danke für‘s mitlesen. :-)

Dienstag, 15. Oktober 2019

Freudentanz im Liquor Store

Aber der Reihe nach…
Es war in der Urlaubszeit auch mal nett, das Frühstück serviert zu bekommen und wir genossen es. Und Susanne kam sehr erstaunt von ihrer morgendlichen Zigarette wieder hinein. Denn, obwohl die Wasserfälle ungefähr eine halbe Stunde Fußweg von unserer Unterkunft entfernt waren, war das Rauschen auch dort noch laut und deutlich zu hören. Ohne weitere Verzögerung fuhren wir rüber in das schöne Örtchen Niagara-on-the-Lake. Da wir noch vor Öffnung der Läden dort waren, schlenderten wir ein wenig die hübsche Hauptstraße entlang. Punkt 10 standen wir dann vor dem örtlichen Weihnachtsladen, der uns schon hinlänglichst empfohlen wurde. 
Schöne Dinge, die auch wir erprobten Weihnachtsfans zum Teil noch nicht gesehen hatten. Aber trotz allem blieb die ganz große Attacke auf unsere Geldbörsen aus. Anschließend schlenderten wir noch ein wenig durch die Straßen und stöberten durch die wirklich entzückenden Geschäfte. Dann fiel uns ein, dass es Sonntag war und wir noch ein paar Dinge einkaufen sollten.Wir brauchten Abendessen, Milch für den Kaffee und natürlich Cider. Erste Anlaufstelle war der Liquor Store. Erste Überraschung, der Cider stand im begehbaren Kühler- absolutes Highlight: es gab hier endlich wieder unseren Lieblingscider!! Also nicht nur irgendein Cider von Growers, nein unsere absolute Lieblingssorte, der wir bereits seit Kingston (was so ziemlich der Anfang unserer Reise war) hinterher liefen. Jubel und Freudentanz waren eins (hoffentlich war die Überwachungskamera nur eine Attrappe) und dann wurde überlegt, wie viele wir mitnehmen. Nach jetzigem Stand haben wir unseren Durst unterschätzt. 
Nach knapp 3 Stunden fuhren wir weiter. Nicht weit allerdings. Wir hatten entdeckt, dass das Weingut von Wayne Gretzky nur knapp 10 Minuten entfernt war und auf unserem Weg lag. Also hielten wir auch hier für einen kurzen Zwischenstopp. Ein hübsches Anwesen hat „The Great One“ dort hingebaut, wo einst das Weingut seiner Großeltern lag. Man kann natürlich alle möglichen Führungen und Verkostungen machen, die wir aus Gründen ignorierten. Im Inneren des Gebäudes gibt es jede Menge Bilder, Schautafeln und Ausstellungsstücke, die die außerordentliche Karriere eines der besten Eishockeyspieler aller Zeiten beleuchten. Und der kleine künstlich angelegte Teich im Garten hat nicht nur zufällig die Form einer Eishockeyeisfläche, im Winter wird er eben als solche genutzt. In den Shops gab es natürlich die Weine und anderen Alkoholika zu kaufen. Aber logischerweise wissen sie auch darüber hinaus mit der Nummer 99 Geld zu machen. Kein netter Laden, nein. Gar kein netter Laden. Doch Kontostand und Koffergewicht machen uns ja zum Glück immer häufiger einen Strich durch die Rechnung. Kleinigkeiten müssen als Erinnerung reichen.
Dann ging es zurück ins Auto und nach Toronto, der letzten Station unserer Reise. Apartment finden, ausladen und Wagen wegbringen. Ach ja… und einen Supermarkt finden. Heike und Susanne kennen sich seit Sonntag Nachmittag bestens aus in der Gegend rund um unsere Wohnung. Der restliche Abend stand im Zeichen der Aktion: alles mal auspacken, sichten und vorpacken. Oder auch von A nach B und wieder zurück packen. Machen wir vermutlich noch drei Mal bis Mittwoch früh. Nach allen anderen Stationen ist Toronto der Einstieg zurück in die Realität. Großstadt halt.

Der heutige Tag begann mit einem Besuch der Hockey Hall of Fame. Nicht umsonst nennen sie dieses Gebäude „Tempel“. Kanada ist Eishockey - Eishockey ist Kanada. Das, was wir in den drei Wochen an allen Ecken und Enden gesehen und gespürt haben, manifestiert sich in dieser Ruhmeshalle. Einmal Eintritt gezahlt, kann man den ganzen Tag rein- und rausspazieren soviel man möchte. Schon cool. Ausgiebig erkundeten wir Raum für Raum und staunten und bewunderten immer wieder die Bandbreite der Ausstellungsstücke. Schläger, Pucks, Ausrüstungsgegenstände, okay… aber es gab auch schnell auf Hotelpapier geschriebene Verträge, Sammelkrams in allen Varianten, den Nachbau der Umkleidekabine der Canadians, ein Stück der alten Sitzplatztribüne des alten Maple Leafs Garden. Selbst die berühmten Hockeyfilme hatten ihre eigene Vitrine. Neben den ganzen Ausstellungsstücken, kann man aber auch selbst aktiv werden und sich je nach gusto als Goalie oder Penaltyschütze versuchen.
Herzstück ist natürlich die große Halle, in der die Mitglieder der Hall of Fame und sämtliche Trophys präsentiert werden, die es so gibt. Im Mittelpunkt logischerweise die älteste Sporttrophäe der Welt, der Stanley Cup himself. Ein kleines Paradies für Eishockeyfans. Geschickt sind sie ja immer in diesen Museen, der Ausgang führt immer durch den Shop. Immer! Mööf. Naaaaa gut.
Anschließend brauchten wir ganz dringend einen Kaffee und einen unserer geliebten Honey Cruller. Wie praktisch, dass dieser Tim Hortons eine Filiale gleich neben der Hall of Fame hat. Dann hieß es warten, denn Susanne hatte ein Date mit Bruno Gervais, einem ehemaligen Verteidiger der Eisbären. Dafür, dass er sich verspätet und eigentlich nicht viel Zeit hatte, hatte er dann doch überraschend viel Zeit und war extrem neugierig und redselig. Schön wars.
Alle Läden, inklusive Supermarkt, die wir dann noch ansteuern wollten, nahmen Thanksgiving als Feiertag ernst und hatten geschlossen. Gut, dann halt morgen. 
So hatten wir Zeit für eine kurze Pause in unserer Unterkunft, eh wir zum CN-Tower aufbrachen. Auf dem Weg checkten wir im Intercontinental-Hotel kurz die Möglichkeit ab, unser Gepäck am Mittwoch dort unterzustellen. Es gibt nämlich seit 9/11 keine Gepäckfächer mehr in den Bahnhöfen und die Dienstleister, die Gepäckaufbewahrung anbieten, nehmen gesalzene Preise. Gegen einen überschaubaren Obulus kann man im Interconti auch als Nicht-Gast seine Sachen unterstellen. Diesen Service werden wir dann wohl in Anspruch nehmen.
Der CN-Tower war gleich um die Ecke und da wollten wir hoch. Wir hatten die frühen Abendstunden gut gewählt, denn unten am Einlaß war recht wenig los. Oben merkte man zwar, dass es kurz vor Sonnenuntergang war, denn auf der einen Seite der Aussichtsplattform tummelten sich reichlich Leute. In 58 Sekunden hatte der Fahrstuhl uns auf 346 Meter gebracht, wo sich uns ein spektakulärer Blick auf die Stadt bot. Die untergehende Sonne tauchte alles in ein tolles Licht, was es zum fotografieren allerdings nicht so einfach machte. Aber die Sicht war toll.
Ein Stockwerk darunter gab es auch einen Glasboden, der den Blick direkt in die Tiefe lieferte. Nur Andrea war mutig genug diesen zu betreten, die anderen beiden verzichteten dankend. Dann ging es noch einmal auf die untere Aussichtsplattform, diesmal an der frischen Luft, was eine recht windige Angelegenheit war. Beeindruckt beobachteten wir auf dem City Airport die Starts und Landungen der Flugzeuge, was aufgrund der kurzen Start- und Landebahn recht spektakulär aussah. Nachdem wir den Blick in alle Richtungen ausgiebig genossen hatten, machten wir uns auf den Weg zum Abendessen. Da Montag in Kanada Thanksgiving war und wir uns sowieso ein Abschluss-Abendessen gönnen wollten, hatten wir uns einen Tisch im Wayne Gretzky’s reserviert. Konsequent - schließlich verfolgt uns die Nummer 99 ja schon die ganze Zeit. Eine Sportsbar, in der es von Ausstellungsstücken nur so wimmelt und die lecker Burger anbietet. Mit gut gefüllten Bäuchen machten wir uns auf den Heimweg und ließen den Abend mit einem Cider ausklingen.

Sonntag, 13. Oktober 2019

Von der Idylle ins Gewühl

Am nächsten Tag stand wieder mehr Geruhsamkeit auf dem Programm. Insofern machten wir mal etwas ganz Verwegenes - wir stellten keinen Wecker und auch das Frühstück zogen wir gemütlich in die Länge. Gegen Mittag stromerten wir etwas die Hauptstraße von Picton entlang, schauten kurz im Yachthafen vorbei, um dann wieder ins Auto zu krabbeln. Es ging zurück aufs Festland, nach Belleville.
Während der Reiseplanung kamen wir auf die Idee, dass es doch ganz nett wäre, wenn wir uns auch in Kanada eine Tea Time gönnen. Ursprünglich hatten wir dafür ein 5-Sterne-Hotel in Ottawa ins Auge gefasst, aber Andrea hatte Bedenken, ob wir dies zeitlich schaffen würden. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir die Übersichtlichkeit von Ottawa noch völlig unterschätzt. Also schaute Heike in den weiten Welten des Internets umher, ob es vielleicht auch in Picton eine Tea Time gab. Bei dieser Suche stieß sie auf eine toll klingende Tea Time in Belleville - dem Ort, an dem wir abends eh zu einem Hockeyspiel wollten. Die Bilder sahen toll aus und die Bewertungen klangen hervorragend, also wurde bereits in Berlin der Tisch klar gemacht.
Bei erneut strahlendem Sonnenschein fuhren wir auf das wundervolle Anwesen des Montrose Inn. Ein über hundert Jahre altes Herrenhaus, sehr gut in Schuß,  umgeben von weitläufigem englischen Rasen. Dazu Bäume und immer wieder kleine Bänkchen, die zum Verweilen einluden. Und Hörnchen, jede Menge Streifenhörnchen und Eichhörnchen, die hier übrigens bevorzugt schwarz sind. (Beweisfotos müssen wir leider in beiden Fällen schuldig bleiben. Die Tierchen sind extrem flink und kamerascheu). Da wir etwas früh dran waren, erkundeten wir das Gelände. Neben einer kleinen Ruine, die als Hochzeitskulisse dienen kann, wurden wir beim Gegend erkunden immer wieder vom Haushandwerker abgelenkt. Bei spätsommerlichen Temperaturen hatte er sich seines T-Shirts entledigt und präsentierte seinen trainierten Oberkörper. Unverschämt! ;-)

Das kleine Hotel ist von der Besitzerin ganz liebevoll eingerichtet und dekoriert worden. Es wimmelte nur so von herbstlichen Blüten und Kürbissen. Wundervoll verspielt, ganz nach unserem Geschmack. Wir kamen aus dem Staunen und Entdecken nicht mehr heraus. Charmant und herzlich wurden wir willkommen geheißen und nach einem Begrüßungstee zu unserem Tisch gebeten. 
Alle Gänge der Tea Time waren außergewöhnlich lecker und der Service perfekt. Am Ende kramte Andrea noch ihre Englischkenntnisse zusammen. Sie wollte der entzückenden Gastgeberin unbedingt noch mitteilen, wie wundervoll sie ihre Teetasse fand und dass sie ein bisschen verliebt war. Die Teetassen waren ein wunderbares Sammelsurium feinsten Porzellans. Vermutlich zusammengetragen von sämtlichen Floh- und Antikmärkten der Umgebung. Und Andrea hatte eine mit englischer Cottagelandschaft vor sich. Nach ihrer geäußerten Liebeserklärung lächelte die Gastgeberin nur und erklärte, dass sie sie nur schnell abwaschen und einpacken würde. Diese herzliche Geste entlockte Andrea ein paar Tränchen und nach einem kurzen Plausch verließen wir schweren Herzens dieses tolle Haus. 
Nach soviel Kitsch und Heile Welt war es jetzt Zeit für ein bisschen Kontrastprogramm. Also nix wie rüber zum Saisonauftakt der Belleville Senators. Sehr zu unserer Freude gab es jede Menge kostenfreier Parkplätze. Dann spazierten wir gemütlich zur Halle, wo wir noch ein bisschen vom Fanfest mitbekamen. Livemusik, Kinderbemalung und kostenlose Hot Dogs wurde geboten. 
Vor dem Spiel wurde die gesamte Mannschaft der Senators, inkl. aller Betreuer und Verantwortlichen vorgestellt. Der Gegner erwischte dann aber den besseren Start und lag schnell mit 0:2 in Führung. 
Das in der Schlange stehen in der Drittelpause vor der Toilette war sehr unterhaltsam. Erst sprach uns eine junge Frau auf unsere Trikots an und erzählte, dass ihr Freund auch aus Deutschland käme. Anschließend ein Mann, der sich im Gespräch als Bruder von Dwayne Norris, einem Hockeyspieler der jahrelang in Köln und Frankfurt spielte, zu erkennen gab. Für Heiterkeit sorgte dann eine Frau, die Sanne beim Hände waschen ansprach und erzählte, dass ihr Mann jahrelang in Köln und Frankfurt gespielt hätte. Sie lachte nur, als Susanne ihr erklärte, dass wir gerade schon mit ihrem Schwager geplaudert hatten. Irgendwann wusste die gesamte Familie Norris, dass drei Berlinerinnen anwesend waren.
Anschließend war unsere Neugier geweckt, warum die Familie sich hier den Saison Opener ansah? Diese Frage wurde beantwortet, als wir im nächsten 
Drittel den Namen der Nr. 9 der Senators auf seinem Trikot lasen: Norris.
Kurz gegoogelt und richtig, dies ist der Sohn von Dwayne Norris. 
Das Spiel gewannen die Binghamton Devils am Ende mit 1:2.
Zurück auf der Insel ließen wir den Abend bei einem Glas Wein der ewigen Nummer 99 ausklingen.

Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns herzlich von der lieben Jane und brachen bei leichtem Regen auf zu unserer Fahrt zu den Niagarafällen.
Diese dauerte ein paar Stunden, da es rund um Toronto doch sehr voll auf den vielen Highways war.
Aber zum Glück und dank des Windes hatte sich bis zu unserer Ankunft der Regen verflüchtigt. Schnell im Hotel eingecheckt und dann ging es auch schon rüber zu den Niagarafällen. Eiligen Schrittes durchquerten wir den Vergnügungsteil und liefen zum Skylon Tower. Erst einmal hoch und einen Überblick von oben verschaffen. Wir kauften uns Tickets, mit denen wir auch am Abend noch einmal hoch fahren konnten. Der Blick vom Observation Deck sowohl auf die amerikanischen als auch auf die kanadischen Fälle ist wahrlich spektakulär. Den Blick in alle anderen Richtungen kann man sich allerdings sparen. Man sieht an allen Ecken und Enden, dass die Gebäude in den 50er, 60er Jahren hochgezogen wurden und mehr Masse statt Klasse die Devise war. Aber gut, wir waren ja auch nicht wegen der hübschen Architektur hier. Der Außenfahrstuhl brachte uns in 52 Sekunden wieder nach unten und nachdem wir Karten für eine Tour hinter den Wasserfall gekauft hatten, brauchten wir erstmal ganz dringend einen Kaffee und einen unserer geliebten Honey Cruller (kanadische Spritzkuchen, aber viel leckerer als zuhause).
Frisch gestärkt haben wir uns dann in das Gewühl in unmittelbarer Nähe der Horseshoe Falls, wie die kanadischen Wasserfälle eigentlich heißen, gestürzt. Je näher wir dem Wasser kamen, desto mehr Gischt bekamen wir ab und die Menge der Fotografierenden wurde immer mehr ( inklusive uns).
Am Eingang zur Tour gab es die obligatorische Taschenkontrolle und schon konnten wir mit dem Fahrstuhl hinunterfahren. In 30 Meter Tiefe bekamen wir Regenumhänge und gingen zuerst die Tunnel mit den Sichtfenstern ab. Es ist schon beeindruckend, wenn die Wassermassen an einem vorbeirauschen und man die Vibration des Felsens spürt. Das Beste hatten wir uns aber  für den Schluss aufgehoben: die Aussichtsplattform direkt am Fuße der Wasserfälle.
Es ist ein unbeschreibliches Erlebnis dort zu stehen. Wir spürten alle drei, welche wahnsinnige Kraft in diesen Wassermassen steckt und trotzdem ist es ein wunderbares Naturschauspiel. Unsere Handys hatten keine Chance und liefen vom vielen fotografieren fast heiß, gleichzeitig tropften sie von der Nässe, die wir abbekamen. Natürlich wird man auf der Plattform recht zügig sehr nass (hat schließlich nen Grund, wieso man Regenponchos verpasst bekommt) und deshalb ließen wir schließlich doch von diesem grandiosen Anblick ab (kurze Erinnerung: unsere Schuhe sind immer noch nicht wasserfest). Aber nur, um nochmal auf den Skylon Tower hinauf zu fahren. Inzwischen hatte die Beleuchtung der Fälle begonnen. Ein zauberhaftes Farbenspiel. Zu Beginn noch patriotisch rot-weiß-rot auf der einen und blau-weiß-rot auf der anderen Seite, wechselten die Farben. Viel orange war zu sehen, eine spätere Recherche ergab, dass das die Beleuchtung zu Thanksgiving ist, was am Montag in Kanada gefeiert wird. Aber zum Abschluss lieferten sie uns auch noch einen wundervollen Regenbogen. Wirklich getrocknet waren wir noch nicht, wärmer war es auch nicht geworden und außerdem hatten wir Hunger. Da wir hier in einem Bed and Breakfast wohnen und nicht selber kochen können, war der Burger King unser bester Freund. Auf dem Weg zurück besuchten wir noch die einzige kanadische Hard Rock Filiale. Kurz eine obligatorische Erinnerung mitgenommen und zum Abschluss noch schnell durch die Hersheys-Welt geschlendert. So war der Plan. Warum da plötzlich ein kleiner Coca Cola Laden auftauchte, der auch noch ein bisschen Merch verkaufte, fragt sich Andrea immer noch. Nach dem Hersheysshop war dann aber wirklich Schluss. Die Innenstadt besteht aus einem einzigen Bling-Bling und Gedudel und ist zwar faszinierend, aber man ist auch froh, wenn man wieder raus ist. Doch der Anblick der Fälle war diesen Abstecher auf jeden Fall wert!

Freitag, 11. Oktober 2019

Auf dem Canada Highway quer durch Ontario

Auch dieser Tag begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein und spätsommerlichen Temperaturen. In Ottawa ist ja bekanntermaßen auch ein NHL-Club angesiedelt. Leider passten der Spielplan und unsere Reisepläne nicht zusammen, aber das heißt ja nicht, dass man die Halle und den dort ansässigen Shop nicht besuchen kann. Geht allerdings nur mit dem Auto, denn die Halle liegt 30 Minuten vor den Toren der Stadt. Zentral ist anders, aber sie ist leicht erreichbar. Die beiden Mitarbeiter guckten uns freudig an, als wir den Laden betraten. Laufkundschaft ist da eher nicht an der Tagesordnung. Einige Kleinigkeiten nahmen wir natürlich mit, ehe wir den Rückweg antraten. Wieder in Ottawa, führte unser erster Weg uns zum Parliament Hill. Unsere Recherchen hatten bereits zuhause ergeben, dass derzeit leider keine Führungen stattfinden, da umfangreich restauriert wird. 
Wir näherten uns dem Hügel, auf dem das Parlament thront von der Parkseite und hatten bereits hier einen wunderbaren Blick über den Rideau River, der durch die Stadt fließt. Auch, wenn wir aufgrund der Bauarbeiten, nicht ums Parlament laufen konnten, schlenderten wir so nah wie möglich heran. Ist schon ein hübsches Gebäude was die Kanadier sich da hingestellt haben.
Anschließend liefen wir in Richtung Downtown und schauten einfach die Stadt an. Die Mischung aus kleinen älteren Gebäuden und modernen Hochhäusern ist hier schon sehr witzig. Alles steht wild durcheinander.
Zum Ausklang des Tages fanden wir uns in unserem vertrauten Byward Market Viertel wieder. Wir entdeckten einen wundervollen Buchladen, der aber auch alles für einen gemütlichen Leseabend anbot. Klar, Bücher, Zeitungen und Zeitschriften, dazu dann eben auch Kerzen , Kuschelsocken und andere wundervolle Dinge - Hockeydinge! Wir waren uns schnell einig, solch ein Laden in Berlin wäre unser Verderben. Beim abschließenden Schlendern durch die Straßen rund um den Markt entdeckten wir dann noch einen Laden, der unsere Aufmerksamkeit erregte. Kanada und Ottawa-Merch in einer Qualität und zu Preisen, wie wir es bisher noch nicht gesehen hatten. Es dauerte, wie immer, nicht lang, bis ein aufmerksamer Verkäufer fragte, ob wir Hilfe bräuchten. Dann fragte er, wo wir herkommen. Auf unsere Antwort hin fing er an, in zuckersüßem , etwas holprigem Deutsch mit ganz starkem Schweizer Einschlag mit uns zu sprechen. Er erklärte, dass seine Familie ursprünglich aus der Schweiz kommt und kam aus dem Plaudern gar nicht mehr raus. Aber endlich konnten Andrea und Heike mal mit plaudern und mussten nicht nur lächelnd daneben stehen. Zu unserer aller Belustigung äußerte sich auch das Paar hinter uns. Sie kamen aus Friedrichshafen, was bekanntermaßen direkt neben Mannheim liegt, und beteuerten, dass sie nichts mit Eishockey am Hut hätten, nachdem sie Andreas Jacke gesehen hatten. Auch mit denen plauderten wir einen kurzen Moment.
Dann war auch unser letzter Tag in Ottawa vorbei.

Der heutige Tag bedeutete wieder eine etwas längere Autofahrt, da es rüber auf die kleine Insel Prince Edward im Lake Ontario ging. Aber erst einmal ging es in Ottawa noch zu den Hog’s Back Falls, offiziell Prince of Wales Falls. Kleine, künstliche Wasserfälle in einer tollen Parkanlage gelegen. Erneut hatten wir heute perfektes Herbstwetter und so bot der Park inkl. Wasserfall einen tollen Anblick. Sehr lange konnten wir es nicht genießen, denn wir hatten ja noch einiges an Weg vor uns.
Auf diesem lag der größte Hockeyshop unserer Reise. Hier mussten wir unbedingt hin, denn Heike war auf der Suche nach einem ganz bestimmten Hoodie. Diesen hatten wir bereits zweimal entdeckt, waren aber immer haarscharf an der passenden Größe vorbeigeschrammt. Dieser Shop war quasi unsere letzte Hoffnung. Hier gab es alles was Hockeyspieler und auch Hockeyfans benötigen und noch viel mehr. Zu ihrer Begeisterung entdeckte Sanne, dass es auch Leafs-Trikots der letzten Saison mit 20% Rabatt gab. Einige hektische Nachrichten mit Holger später hatte sie den Kauf getätigt, der von Anfang an für sie der wichtigste der ganzen Reise war. Böse, diese Läden. Ganz, ganz böse!

Nun war aber wirklich Abfahrt angesagt. Wie immer, wenn es geht, unter Vermeidung der Autobahnen. Und in dem Fall war es wirklich das Beste was wir machen konnten. Denn unser Weg führte uns über den Canada Highway. Kilometer um Kilometer, durch die pure Landschaft .Ein See nach dem nächsten und Wälder, die im strahlenden Sonnenschein um die Wette leuchteten. Und endlich einmal ein Straßenpflaster was tipptopp in Ordnung war. Denn ansonsten sind Kanadas Straßen zum Teil schon recht löchrig und holprig. Definitiv die schönste Strecke unserer bisherigen Reise. Okay… sie hatten uns nicht verraten, dass es auch kilometerlang keinen Tim Hortons gab, dabei hatten wir mittlerweile alle Kaffeedurst. Zum Glück hatten wir wenigstens vorher noch getankt, denn auch damit wäre es unterwegs etwas schwierig geworden. Nachdem wir endlich doch auf einen Tim Hortons stießen und unsere Pause gemacht hatten, lag noch ein Stündchen Fahrt vor uns. Manchmal ist es ja gut, wenn man nicht weiß, was einen unterwegs erwartet. Wenn Susanne geahnt hätten, dass sie über eine Brücke muss, die aufgrund von Bauarbeiten plötzlich halbiert war und nur noch aus einer engen Fahrspur bestand, hätte sie vermutlich einen Umweg in Kauf genommen. Aber half ja nichts. Wenden ging nicht, Augen zuhalten wäre auch keine gute Idee, also den Blick stur auf den Vordermann gerichtet und durch da. Am Ende der Brücke merkte sie, dass sie vielleicht mal wieder atmen sollte. Zum Glück warteten auf den letzten 15 Kilometern keine Überraschungen mehr und wir fanden unsere nächste Unterkunft in Picton recht schnell. Auf den Bildern war diese Unterkunft schon ein echtes Highlight. In natura ist sie einfach nur der Hammer! Ein altes Haus was so liebevoll bis ins Detail eingerichtet ist, dass man Tage braucht um alles zu entdecken. Schön war es von der Gastgeberin selbst begrüßt zu werden. Sie führte uns mit Stolz in ihr Haus und machte mit uns einen kleinen Rundgang. Über unser Entzücken freute sie sich genauso, wie wir übers Haus. Auf unsere Frage nach dem nächsten Supermarkt - denn wir brauchten Milch für den Kaffee - kam ein Lächeln und der Gang zum sehr gut vorbereiteten Kühlschrank. Darin war nicht nur Milch, sondern auch Joghurt, Eier, Blaubeeren, Orangensaft und alles weitere für ein gemütliches Frühstück. So viele Leckereien hatten wir uns während der ganzen Reise bisher nicht gegönnt. Jedes Quietschen von uns quittierte Jane mit einem kleinen Jubelschrei. Sie ist einfach glücklich, wenn es ihren Gästen gefällt und sie eine tolle Zeit hier haben. Andrea wollte spontan die Pläne für die letzten Tage canceln und einfach hier bleiben. Ganz ernsthaft, sollte uns unser Weg nochmal in den Osten Kanadas führen, steht diese Unterkunft hier ganz oben auf der Liste. Und das für mehr als nur zwei Tage!

Mittwoch, 9. Oktober 2019

Zurück nach Ontario

Für die Reise nach Ottawa hatten wir uns erneut für die Fahrt über die Landstraße entschieden, da es einfach entspannter ist und man zudem noch wunderbar etwas von der Provinz Québec zu sehen bekommt. Der morgendliche Regen hatte sich auch verzogen und so konnten wir gemütlich durch die Ortschaften zuckeln. Unterwegs wurden wir zudem wieder mit einer wunderbaren Pracht an Baumfärbungen belohnt. 
Kurz vor Ottawa machten wir einen kleinen Abstecher nach Montebello, zum Omega-Park. Das Navi neigt ja dazu den kürzesten Weg rauszusuchen und schickte uns auf dem letzten Teilstück über eine zum Teil unbefestigte kurvige Straße quer durch einen prächtigen Wald. Im Winter und bei Regen möchte man die nicht fahren, aber bei dem Wetter hatte Susanne mächtig Spaß. 
Der Park ist quasi eine Safari mit einheimischen Tieren, wo man mit dem eigenen Auto durchfahren kann. Am Eingang gibt es Möhren zu kaufen, mit denen man einen Teil der Tiere füttern und so zum Auto locken konnte. Da konnte Susanne natürlich nicht widerstehen. Andrea bat anfangs dringend darum, dass die Fenster zu bleiben, Susanne wollte Fotos machen, kam also nicht in Frage. Die Tiere wissen natürlich genau, dass es in diesen lustigen Blechteilen Möhren zu ergattern gibt und so laufen sie immer elegant vor das Auto oder stellen sich in den Weg, um einen zum Halten zu zwingen. Möhren gab es nur auf der Beifahrerseite, Heike ließ ihr Fenster zu und als die erste Hirschkuh das damit quittierte, dass sie einmal ihre sabbernde Zunge quer über die Seitenscheiben zog, war Heike erstmal bedient. Es ist auch eine ziemliche Herausforderung, einfach wieder anzufahren, wenn rechts und links und vorne und hinten Wild in allen Größen ums Auto springt. Dazwischen aufgeregte Bachen mit ihren Frischlingen, neugierige Männchen, die wir aber wegen der Brunftzeit nicht füttern sollten und dann noch Gänse, die quer über den Weg latschen. In der Fahrschule lernt man klare Regeln, wie man sich zu verhalten hat, wenn Wild vors Auto rennt, die sind hier natürlich alle außer Kraft gesetzt. Nach ein paar Minuten ging es aber und Heike kutschierte uns sicher die Wege entlang. Neben Wild in allen Ausführungen gab es noch Bären, schwarze und weiße Wölfe, Polarfüchse, Bisons in verschiedenen Varianten und jede Menge Vögel. Die Biber und die Waschbären haben sich leider nicht gezeigt. Dafür aber spektakuläre Landschaft und viel buntes Laub. Der Abstecher hat sich wirklich gelohnt!

Weiter ging es Richtung Hauptstadt. Lustig ist, dass auf der französischen Seite, auf der wir ja immer noch fuhren, schon eine Weile Schilder auf Gatineau hinwiesen, kein einziges jedoch auf Ottawa. Die Doppelstadt wird durch einen Fluss getrennt, die eine Seite gehört zu Québec, wo eben Gatineau liegt, die andere zu Ontario, wo Ottawa sich breit macht. Rüber über die Brücke und zack waren wir wieder in Ontario. Endlich wieder englische Schilder! Das Haus war schnell gefunden, unser Auto parkt mit kirchlichem Beistand neben der Kathedrale und wir haben festgestellt, dass es beim Ferienwohnung buchen am Küchentisch toll ist, sich immer die oberen Etagen auszusuchen - an unsere Koffer haben wir dabei nie gedacht!
Wieder mal mussten wir noch einen Supermarkt unsicher machen und sahen auf dem Weg dahin schon die ein oder andere nette Ecke. Allerdings merkt man auch auf Anhieb, dass wir wieder in einer Großstadt sind. Stadtstreicher, laute Geräusche, das Heulen der Sirenen, die üblichen Begleitumstände halt…

Der heutige Tag empfing uns mit strahlendem Sonnenschein, reinstes Angeberwetter. Perfekt, um durch die Stadt zu schlendern. Wir ließen es ruhig angehen, frühstückten lange und dann zogen wir los. Da die Kathedrale quasi unser Nachbarhaus ist, fingen wir hier an. Begrüßt wurden wir mit Orgelklängen, was bei einem Besuch einer Kirche ja immer eine nette Untermalung ist. Eine prunkvolle Ausstattung, dabei aber keinesfalls überladen. Die Sonne zauberte durch die bunten Fenster ein beeindruckendes Licht im Inneren. 
Nach dem Kirchenbesuch wandten wir uns wieder weltlichen Dingen zu und gingen zum Byward Market. Die Gemüsestände verzückten uns, da hier eine unglaublich liebevolle Präsentation zu bewundern war. Auf unseren Berliner Märkten sucht man das vergebens. Abgelenkt wurden wir dann aber doch von einem Weinladen. Der erste, in dem probiert werden durfte. Was unsere Schritte auch direkt in das Geschäft lenkte. Es gab Proben eines lokalen Ciders - Apple Cinnamon. Lecker, aber zu intensiv für mehr als ein Glas. Aber der Name der Firma ließ uns jubeln, denn Growers gehört mittlerweile zu unseren Lieblingsmarken an einheimischem Cider. Und es gab im hinteren Regal noch ganz viele lustige Sorten davon. Ehe wir da aber hinkamen, sprach uns ein anderer Kunde an und hielt uns einen Adventskalender unter die Nase, den er gerade erstanden hatte. Wir fragen uns jetzt noch, wieso er der Meinung war, dass ausgerechnet uns ein Adventskalender mit Eishockeymotiv interessieren würde. Die einzige, die sichtbar was mit Eishockey anhatte war Andrea, das aber nur auf dem Rücken und den hatte sie ihm nicht zugedreht. Wir rieben uns dennoch etwas verwundert die Augen, denn dieser Adventskalender war von Lindt. Hallo! Was läuft denn bei euch schief? Wieso gibt es sowas in Deutschland nicht?! Ein freundliches Gespräch später hatten wir endlich das Cider-Regal erreicht, begutachteten die vielen Sorten und beschlossen, zum Ende des Tages hier nochmal vorbei zu kommen, um unsere Vorräte aufzustocken. Über einen kurzen Stopp am Maple Syrup Stand, ging es dann endlich in die Byward Market Halle. Der erste Laden empfing uns mit kanadischem Sortiment, aber inzwischen sind wir wählerisch geworden. Irgendwie waren wir alle 3 von der geringen Größe der Halle enttäuscht. Wir hatten sie uns nach dem Studium diverser Reiseführer sehr viel größer vorgestellt. Aber schön war es auf jeden Fall. Genauso, wie die kleinen Straßen ringsum. Lauter kleine Häuschen, umringt allerdings von Hochhäusern. Nur mit kleinen Bauten kriegt man halt auch nicht alle Menschen unter.
Der nächste Weg führte uns ins Rideau Center. An keinem Ort waren und werden alle Shops so gebündelt sein, die auf unserer To-Do-Liste stehen. Allerdings hielt sich die Ausbeute dann doch in Grenzen. Nicht soooo schlimm. 
Am frühen Nachmittag war es Zeit endlich eine weitere kanadische Spezialität zu probieren - Beaver Tails. Ihren Namen verdankt sie ihrem Aussehen, denn sie erinnert an einen Biberschwanz. Man kann sie süß, aber auch in herzhafter Variante probieren. Wir entschieden uns für die klassische mit Zucker und Zimt und dann noch für eine mit Haselnusscreme und Bananenscheiben. Lecker! Toll auch die bequemen Stühle, die überall herumstehen, aus denen man allerdings sehr schwer wieder herauskommt, wenn man erstmal drin sitzt. Aber hilft ja nix, wir mussten schließlich noch Cider kaufen, Susanne wollte zu Starbucks, da es neuerdings dann doch auch eine Ottawa-Tasse gibt (wär doch nicht nötig gewesen) und zum Supermarkt mussten wir auch nochmal, da wir gestern nur das nötigste gekauft hatten. Für den einen Abend entschieden wir, Chickenwings mit Coleslaw zu machen. Man sollte meinen, dass es in einem nordamerikanischen Supermarkt nicht schwierig ist, Coleslaw zu finden. Denkste… Susanne war auf der Suche, während am anderen Ende Andrea mit der Steuerung des Wagens kämpfte und prompt einen großen Stapel Kartons touchierte. Wie bei einem Verkehrsunfall wusste sie was passierte, konnte aber nur noch zusehen, wie die Kisten reihenweise zu Boden gingen. Während Andrea noch fasziniert auf das Chaos blickte, zog Heike sie geistesgegenwärtig in den nächstbesten Gang, um schleunigst diese Ecke des Supermarkts zu verlassen.
Als Susanne wieder auf die beiden traf, gackerten die wie blöde und verkündeten, dass sie den hinteren Teil des Supermarktes nicht mehr betreten konnten. Nach der Schilderung, was passiert war, bedankte sich Andrea nochmal bei Heike für die Rettung. Deren Kommentar war nur trocken: „Du wärst doch da stehen geblieben und hättest geglotzt, wie ein Monchichi.“
Zum Glück hatten wir den Coleslaw gefunden und konnten den Supermarkt schleunigst verlassen, bevor das Überwachungsvideo analysiert werden konnte. ;-) Nix wie weg hier!

Fazit des ersten Tages Ottawa: die Stadt ist wirklich schön, aber auch wirklich klein. Alle, die uns im Vorfeld gesagt haben, dass sie nicht so rasant viel zu bieten hat, hatten dann wohl doch Recht. Aber da auch für morgen Kaiserwetter angekündigt ist, werden wir einfach weiter durch die Straßen schlendern und natürlich noch die Sehenswürdigkeiten anpeilen, die wir heute noch nicht gesehen haben.

Montag, 7. Oktober 2019

Unterwegs auf der Chemin du Roy

Der Wetterbericht hatte einen sonnigen Herbsttag vorausgesagt - perfektes Wetter um auf der idyllischen Chemin du Roy (zu deutsch: Königsstraße) Richtung Trois-Rivières zu fahren. Links von uns tauchte immer wieder das - im Sonnenschein glitzernde - Wasser des St. Lorenz-Stromes auf. Auch die Laubbäume zeigten sich im Sonnenlicht in ihren schönsten Farben.Was die Dame auf der hinteren Sitzbank immer wieder entzückt aufquietschen ließ. Die kleinen Örtchen, die wir passierten, waren auch nicht gerade hässlich. Lässt sich schon nett leben an diesem Flußufer. Lustig ist, dass quasi kein Haus ohne Veranda auskommt, Gerne ums halbe Haus herum. Dazu Treppen, bei denen man sich fragt, wie die das eigentlich bei Schnee machen und den gibt es bekanntermaßen im Winter dort reichlich. Es gibt sogar extra Straßenschilder, die vor kreuzenden Schneefahrzeugen warnen.
Nach einiger Zeit hatte Andrea die Nase voll davon, die schöne Aussicht immer nur durchs Fenster zu betrachten. Sie wollte eine Pause am Wasser! Heike lieferte, wie gewünscht und wählte den wohl schönsten Rastplatz der Straße aus. Bänkchen direkt am Wasser, ein hektisch durch die Gegend flitzendes Streifenhörnchen inklusive. Das putzige Tierchen kam die Treppe schneller hoch, als wir es je schaffen würden. Leider war es auch zu schnell für die Kamera, obwohl es uns zweimal besucht hat, während wir da saßen und die Aussicht genossen. 
Aber es half nichts, wir mussten weiter, denn der örtliche Supermarkt schloss irgendwann seine Tore und ein bisschen was brauchten wir noch. Nach unseren tollen Erfahrungen mit dem Wal-Mart in Cornwall , war er auch in Trois-Rivières der Laden unserer Wahl. Aber das war ein Reinfall auf der ganzen Linie. Unübersichtlich, enge Gänge, wenig Auswahl, frisches Zeug gab es auch nicht und den Alkohol hatten sie so gut versteckt, dass wir ihn nicht gefunden haben. Muss man sich mal vorstellen!
Aber eine süße Bedienung, die sehr bemüht ihre dreieinhalb Brocken Englisch auspackte. Hier wird nämlich vorwiegend französisch geredet. Alle Schilder sind einsprachig, auch in unserer Ferienwohnung ist alles auf Französisch. Scheint ne kleine Enklave zu sein. Zu unserer Entschädigung gab es neben dem Wal-Mart einen Sportladen, in dem es ein unfassbar großes Angebot gab. Soviel Hockey- und Baseballequipment hatten wir noch nicht gesehen.
Unsere Unterkunft hielt absolut, was sie bei Airbnb versprochen hatte. Wir haben ein schnuckeliges zweistöckiges Haus komplett für uns alleine. Super schön eingerichtet, perfekt ausgestattet und mit zwei Terrassen. Da unser Plan für diese Stadt war, ein wenig durchzuschnaufen, ist das genau das richtige! Da der Wal-Mart ja nicht mit uns spielen wollte, sind wir nochmal flott zum nächsten Supermarkt gefahren. Der hat uns dann allerdings ziemlich geflashed. So eine Auswahl hatten wir bisher auf der ganzen Reise noch nie. Lustig waren die Regale mit dem internationalen Angebot. Heike inspizierte das Europa-Regal. Croissants, Croissants, Croissants. Ähm… Italien hatte drei eigene Regale, dazu ein Mediterranes und noch ein bisschen vom Rest der Welt. Deutsche Süßigkeiten gab es auch genug. 
Wir hatten aber wenigstens alles, was wir für die zwei Tage hier brauchten. Nach einem Abendspaziergang in der untergehenden Sonne zum St.-Lorenz-Strom konnten wir es uns endlich in unserem Quartier gemütlich machen.

Den heutigen Sonntag haben wir dann auch als solchen verbracht. Nach einem entspannten Frühstück, zu dem wir uns eine Flasche kanadischen Sekt gegönnt haben, stand Waschtag auf dem Programm. Lustig, so riesige fremde Waschmaschinen. Gemeinschaftlich diskutierten wir alle Befehle durch, dann ging sie ab, die wilde Fahrt unsere Wäsche. Viel spannender aber natürlich die Frage: wie geht das mit dem Trockner. Andrea hatte Angst, dass wir alles neu kaufen müssten, weil es einläuft. Susanne beruhigte sie, Heike schmunzelte. 40 Minuten später waren wir schlauer: Wäsche trocken, nicht eingelaufen, alles schön.
Schließlich rafften wir uns auf, um doch noch ein wenig die Stadt zu erkunden. Kevin hatte recht, hier gibt es wirklich nicht viel, aber uns reicht ja ein offener Laden, um Geld auszugeben…
Trois-Rivières ist irgendwie eine komische Stadt. Sie ist die älteste Industriestadt Kanadas und bekannt für Papier- und Textilindustrie. Seit den 1990ern mussten allerdings immer mehr Fabriken schließen und alles wirkt ein wenig trist. Viele Häuser stehen auch leer, schön ist es wirklich nicht. Also traten wir den Rückzug in unsere Unterkunft an. Mit der frisch gewaschenen Wäsche wurden die Koffer nochmal umgeschichtet. Noch ist bei uns allen Platz.
Die Bedienungsanleitung für den Aussen-Whirlpool lässt sich zwar dank Google Translate übersetzen, sagt aber nur, was man nach Benutzung machen soll. Nicht, wie man das Teil benutzt. Der massive Chlorgeruch, gepaart mit den frischen Temperaturen draußen, schreckte uns zusätzlich ab. Whirlpool ist abgewählt, auch ohne lässt es sich hier gut aushalten.
Jetzt kochen wir uns was feines und morgen geht es dann weiter nach Ottawa, also zurück nach Ontario. Geplant ist auch noch ein spannender Zwischenstopp, jedenfalls, wenn das Wetter mitspielt.

Samstag, 5. Oktober 2019

Québec - klein, aber oho!

Uns erwartete strahlend blauer Himmel als wir den Tag mit einem Ausflug zum Montmorency Wasserfall starteten. Dieser liegt direkt oberhalb von Québec und ist mit 83 Metern Tiefe schon sehr beeindruckend und 30 Meter höher als die Niagara Fälle. Praktischerweise fährt ein Linienbus direkt dorthin. Die Landschaft, in die der Wasserfall eingebettet ist, bot einen fantastischen Anblick, so dass wir aus dem Fotografieren gar nicht mehr rauskamen. Wir hatten etwas mehr rote Bäume erwartet, aber wir wollen mal nicht pingelig sein, das hatte schon sehr viel schönes. Alles wurde aus allen möglichen Winkeln festgehalten. Natürlich genossen wir den Anblick auch ohne Kamera vor dem Auge zur Genüge. Wir spazierten ein wenig durch die Gegend, Susanne traute sich sogar auf die Hängebrücke, die über dem Wasserfall verläuft. Wie immer gab es bei solchen Orten natürlich einen Shop, den wir ausführlich erkundeten. Dann ging‘s zurück in die Stadt, wo wir noch durch die obere Altstadt bummeln wollten.
Quebec wurde 1608 als kleiner Handelsposten gegründet und war heiß umkämpft. Engländer und Franzosen stellten gleichermaßen Ansprüche, doch die Franzosen gewannen bekanntermaßen. Was man der Stadt an jeder Ecke anmerkt. Man fühlt sich nicht wie in Nordamerika, sondern wie in Frankreich. Es gibt hier jede Menge kleine, alte Häuser in verwinkelten Gassen. Entzückend! Jeder Laden hat passende Metallschildchen hängen und viele Geschäfte haben sich zur Halloweenzeit unglaublich toll geschmückt. Zur Weihnachtszeit hier zu sein würde uns wohl sämtliche Nerven kosten. Wir kamen mit all den Kürbissen und dem Halloweenzeug aus dem Quietschen ja jetzt schon nicht raus.
Gleich der erste Laden war ein Sportgeschäft mit dem „Untertitel“ Hockey Zone. Zack, waren wir drin. Und mit Tüten wieder draußen. In den zahlreichen Souvenirgeschäften wartete dann natürlich auch wieder die eine oder andere Attacke auf unsere Geldbörsen. Hockey, Eisbären und Ahornblätter kann man in unglaublichen Varianten verarbeiten. Überhaupt… dieses Eishockey. Québec hat seit 1995 kein bedeutendes Team mehr, seit der damalige NHL-Club Nordiques de Québec zu den Colorado Avalanche wurden. Trotzdem wird man an jeder Ecke mit Eishockeykram erschlagen, dazwischen auch noch sehr viel Merch des ehemaligen NHL-Clubs. Ach ja… eine schnelle Zählung in einem Zeitschriftenladen ergab übrigens die Zahl von 6 verschiedenen Eishockeymagazinen.
Unsere kleine Verschnaufpause wollten wir bei Tim Hortons und einem leckeren French Vanilla Kaffee begehen, allerdings war die Maschine kaputt und so mussten wir gezwungenermaßen in einem Pub einkehren, wo es dann anstelle von Kaffee eben einen Cider gab. So ein Ärger aber auch. :-)
Unser nächstes Ziel war das Château Frontenac, ein Luxushotel, welches über der Stadt thront. Gelegen an einer breiten Terrasse oberhalb des St. Lorenz-Stroms hat man einen phantastischen Blick über das Wasser, die Altstadt unterhalb, die Gegend ringsum und überhaupt. Das ganze in ein wunderschönes Abendlicht getaucht… bisschen kitschig ist das schon, aber schööööön! Am Ende der Dufferin Terrassen führte eine Treppe hoch zur Zitadelle. 310 Stufen wollten wir uns allerdings nicht geben, stattdessen bewunderten wir die fest installierte „Glissades“ - eine Rodelbahn, die dort seit 1884 existiert und im Winter für viel Spaß sorgt. Auf dem Weg zurück zum Bus sortierten wir unsere Pläne für den nächsten Tag und stellten auf Höhe des Château fest, dass wir sehr wohl im 5-Sterne-Hotel mal eben edel auf Toilette gehen können. War ganz nett, aber bisher kommt nichts an die Toiletten im Savoy in London heran.
Huch, auch hier im Château gibt es Shops- also nichts wie rein. Verfolgt wie wir sind, gab es auch hier Vintage Hockey Merchandise. In einer Ecke fanden wir zwei auf alt getrimmte Holzhockeyschläger, die aussahen wie Deko. Bei genauerer Betrachtung sahen wir deren Nutzen und das Preisschild. Nutzung super - war nämlich ne Garderobe. Preisschild war auch okay. Auch beim Schreiben dieser Zeilen gerät Sanne immer noch ins Schwärmen -  passt nur leider nicht in den Koffer. Und die Frage: wohin damit in der Wohnung ist auch noch nicht geklärt. Zehn Seufzer später konnte Sanne sich endlich lösen, das Shirt, was Andrea gefiel, gab es nicht in der passenden Größe… naaa gut, dann kauften wir halt nix. Auf dem Weg zum Bus gab es ja aber noch den Weihnachtsladen. Ganzjährig geöffnet. In Montréal hatten wir ja schon das Vergnügen, aber das heißt ja nicht, dass wir hier nicht rein mussten. Wir sind ja wahre Weihnachtsfreaks und haben schon viel gesehen, aber hier gibt es dann doch Kram, den wir noch nicht kennen. Die Nummer mit den Eisbären und dem Eishockey erwähnen wir jetzt mal nicht… Wenn wir an den Punkt kommen,dass wir was mit Eishockey wieder ins Regal stellen, weil es irgendwie langweilig aussieht... wisst ihr Bescheid! Es reichte dann auch für den ersten Tag und wir fuhren zurück in unsere Ferienwohnung. Erwähnen wollen wir aber noch, dass ab Ende September bis Ende Oktober viele bedeutende Gebäude in pinkes Licht getaucht sind, zu Ehren des Kampfes gegen Brustkrebs. Toll!

„Hm, mal gucken. Die untere Altstadt ist ja nicht so groß,“ sagte Andrea, als wir am Morgen aufbrachen. Dazu später mehr!
Zunächst führte uns unser Weg zur Zitadelle. Von der Stadt-Seite aus muss man nämlich keine 310 Stufen rauf klettern. Von da oben hat man einen hübschen Überblick über die Stadt und den Fluss und der Himmel machte einen auf Drama. Kann man mal machen. Die Treppe nahmen wir dann nach unten, um wieder auf der Ebene des Château anzukommen. Aber das Ziel war die Altstadt von Québec, die sich noch eine Ebene darunter befindet. Man kann mit der Funiculaire, einer kleinen Standseilbahn die kurze Strecke überwinden, wir aber entschieden uns für die so genannte Halsbrechertreppe. Zumindest hinab.
Zweieinhalb Gassen, auf den ersten Blick wirklich überschaubar. Allerdings bleibt man dauernd stehen, weil eine Deko schöner ist, als die nächste. Ein Haus süßer, als das nächste. Und ein Laden schnuckeliger als der nächste. Man wird im Quartier du Petit Champlain ein bisschen zum Gummiball, der unkontrolliert von links nach rechts dopst und wieder zurück. Irgendwann schafften wir es auch, die asiatischen Reisegruppen zu ignorieren, die vermutlich mittlerweile auf dem Weg zum Nordpol sind. Wobei das Lauschen bei den Reiseführern durchaus interessante Infos zu tage bringt. Zum Beispiel, dass diese kleine Straße die drittschönste der Welt ist. Wie französisch Québec ist, merkt man nicht nur am Stadtbild, sondern auch an den Sprachfähigkeiten der Bewohner. Englisch in den Grundzügen geht, aber viel mehr dann auch nicht. Trotzdem bleibt es auch hier dabei. Zuckersüß, super freundlich, einfach liebenswert!
Fünf Stunden später hatten wir die zweieinhalb Gassen dann übrigens geschafft. So viel dazu. Wir beschlossen, dass es auch okay ist, mal ein bisschen früher zurück zur Wohnung zu fahren.
Morgen heißt es schon wieder Abschied nehmen von dieser wundervollen Stadt. Dann geht es weiter nach Trois-Rivières. Kevin Poulin guckte uns übrigens sehr entgeistert an, als wir dieses Reiseziel erwähnten. „Da gibt es doch nichts,“ sagte er. Jaaaaa. Super! Wir brauchen ein wenig Ruhe zwischen all diesen Reizen. 
Ruhe, Wasser, Spaziergänge, Whirlpool… wir kommen!